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Bewaffneter, russischer Überfall auf Türkei-Frachter: Putin mit klarer Botschaft an die Türkei

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Wladimir Putin und der türkische Präsident Erdogan eine enge politische Beziehung pflegten. Putin hat sich mit Erdogan öfter getroffen als mit jedem anderen Staatschef außerhalb der ehemaligen Sowjetunion.

Nun aber hat sich die Türkei für den Westen ausgesprochen, und für jemanden wie Putin ist das ein Warnsignal. Die Gegenreaktion hat nicht lange auf sich warten lassen.

Mehrere Schüsse wurden abgefeuert, als die russische Marine die Şükrü Okan zum Anhalten zwang. Das nach einem berühmten türkischen Admiral benannte Frachtschiff war auf dem Weg zum ukrainischen Hafen Izmail. Die Russen trauten dem Ziel des Schiffes jedoch nicht: Die Besatzung wurde mit Waffen bedroht, während das Schiff von russischen Spezialkräften durchsucht wurde. Ein vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Body-Cam-Video zeigt russische Soldaten auf dem Schiff, während die Seeleute mit den Händen auf dem Kopf knien.

Dann beschoss Russland Motor Sich, eine ukrainische Fabrik, die Teile herstellt, die für die türkische Waffenindustrie wichtig sind, z. B. die Turbinen für den türkischen Militärhubschrauber Atak II. Moto Sich fertigt auch Teile für die türkische Kampfdrohne Bayraktar TB2. Die Bayraktar TB2 ist Putin schon lange ein Dorn im Auge: Die Drohne war in ukrainischen Kampfgebieten äußerst erfolgreich und hat Berichten zufolge sogar russische Panzer außer Gefecht gesetzt.

Der schwerste Schlag war jedoch das Getreideabkommen zwischen Russland und der Ukraine, dessen Unterzeichnung einer der stolzesten Momente Erdogans war. Die Weigerung Russlands, das Abkommen im Juli zu verlängern, hat auch die Türkei hart getroffen: Aufgrund der steigenden Inflation sind die Lebensmittelpreise dort ohnehin schon sehr hoch. Nun werden die Getreidepreise weltweit steigen.

Die bewaffnete Durchsuchung der Şükrü Okan sorgte auch in Erdogans eigenem Land für Kritik. Wie die politischen Gegner des Präsidenten anmerkten, wurde zu dem Vorfall in keiner Weise öffentlich Stellung genommen. Die Abteilung für öffentliche Kommunikation des Präsidenten hat den Vorwurf entschieden zurückgewiesen, mit der Begründung, die Şükrü Okan sei in Palau registriert und fahre daher nicht unter türkischer Flagge. Dies sei wichtiger als die Nationalität der Besatzung.

Es wurde nun angekündigt, dass Putin und Erdogan in den kommenden Wochen persönlich zusammentreffen werden: Putin soll in die Türkei reisen, möglicherweise Anfang September. Im Mittelpunkt des Treffens dürfte die Diskussion über die Wiederaufnahme der Schwarzmeer-Korn-Initiative stehen. Ob die beiden Präsidenten eine Einigung erzielen können, bleibt abzuwarten.

Foto: Mil.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons

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Martin Beier