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Pünktlichkeit im Fernverkehr sinkt unter 60 Prozent

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Fernzüge der Deutschen Bahn verspäten sich seit Ostern immer öfter. In der dritten Maiwoche 2022 kamen 59 Prozent aller Fernzüge pünktlich in den Bahnhöfen an, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf eine eigene Datenauswertung. Selbst im Oktober 2021, während massiver Störungen im Fahrplan aufgrund des Sturms "Ignaz", war die über sieben Tage gemessene Pünktlichkeitsquote laut des Berichts oberhalb von 60 Prozent geblieben.

Im Januar diesen Jahres lag die Quote noch bei 81 Prozent. Sie ist seitdem von Monat zu Monat gesunken. Ein Zug gilt offiziell als pünktlich, wenn seine Verspätung kleiner als sechs Minuten ist. Die Analyse des Spiegels beruht auf Daten des Eisenbahnportals "Zugfinder" aus den vergangenen zweieinhalb Jahren. Sie umfassen rund 650.000 Fernzugverbindungen mit 6,5 Millionen Halten. Die Datenanalyse verortet die Schwachpunkte des deutschen Netzes vor allem in Nordrhein-Westfalen, im Großraum Frankfurt, auf der wichtigen Nord-Süd-Achse Hamburg-Hannover-Kassel-Würzburg- München und auf der Rheinachse zwischen Basel und Karlsruhe. In Ostdeutschland und auch im Nordwesten von Niedersachsen gibt es hingegen kaum Probleme. So waren in Rostock-Warnemünde 96 Prozent der Fernzüge pünktlich, in Norddeich Mole 89 Prozent und in Dresden 87 Prozent. "Die überlasteten Schienenabschnitte liegen sämtlich in Westdeutschland", sagte Dirk Flege, Geschäftsführer des Lobbyverbands "Allianz pro Schiene", dem "Spiegel". Schlusslicht bei der Pünktlichkeit ist unter den großen Bahnhöfen Mannheim. Dort kamen in den ersten drei Maiwochen gerade mal 45 Prozent alle Züge nach Fahrplan an. In Kassel-Wilhelmshöhe, Düsseldorf, Freiburg und Frankfurt (Main) Flughafen war nur jeder zweite Zug pünktlich. Köln und Hannover erreichten eine Quote von rund 54 Prozent. Dass ICEs, ICs und ECs auch viel pünktlicher sein können, zeigte sich während des ersten Lockdowns vor zwei Jahren. Ende März 2020 brachen die Passagierzahlen massiv ein, im Fernverkehr halbierten sie sich nahezu. Auch die Zahl der täglichen Zugverbindungen ging zurück. In dieser Phase stieg der Anteil pünktlicher Halte binnen weniger Wochen um etwa 10 Prozentpunkte auf über 90 Prozent – der Bestwert der vergangenen zweieinhalb Jahre. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) kündigte indes an, die Kontrolle des Bahn-Vorstands zu verschärfen. Laut "Spiegel" will Wissing klare Zielvorgaben für den Bahn-Chef und dessen Vorstandskollegen formulieren, unter anderem zum Fortschritt von Baumaßnahmen. Dafür soll eine eigene Kontrollstelle im Ministerium eingerichtet werden. Dem Aufsichtsrat der Bahn wolle der Minister diese Arbeit nicht allein überlassen, schreibt das Magazin.

Foto: ICE 1, über dts Nachrichtenagentur

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  • Was für eine Erwartungshaltung....ab 6 Minuten gilt ein Zug als verspätet.

    Wenn ich mit dem Auto reise, wäre ich froh, wenn ich innerhalb einer Viertelstunde nach der geplanten/erhoffen Zeit ankäme. Wie schnell wird daraus eine halbe Stunde oder mehr !

    Und wie dankbar bin ich als Zugreisender, wenn mein Anschluss-Zug auf mich wartet, obwohl mein vorheriger Zug 10 Minuten verspätet und die knapp bemessene Umsteigezeit aufgebraucht ist !

    Die Kehrseite:
    Der Zug gilt dann aber als verspätet.
    Wie absurd ist das denn ?!

    Vielleicht darf es hier etwas mehr Dankbarkeit und Demut haben.
    Wir haben ein gut funktionierendes Eisenbahn-Netz, dass mich in der Regel sicher und komfortabel an mein Ziel bringt.

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dts