Kategorien: News

AMK warnt vor Nasentropfen mit tödlichen Nebenwirkungen

Die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker (AMK) schlägt Alarm. Diese Nasentropfen können unter bestimmten Umständen tödliche Nebenwirkungen für Kinder haben.

Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) warnt in einer aktuellen Meldung vor dem Risiko eines möglicherweise, lebensbedrohlichen Anwendungsfehlers von Otriven® (Xylometazolin) 0,025 % Nasentropfen für Säuglinge. Mehrere Eltern hatten zurückgemeldet, dass es mit der beiliegenden Dosierpipette schwierig sei, die Dosierungsempfehlung einzuhalten.

Eine Überdosierung mit Nasentropfen, welche die abschwellende Arznei Xylometazolin- und Oxymetazolin enthalten, kann bei Babys und Kleinkindern zu schweren Nebenwirkungen führen, bis hin zum Atemstillstand. Bereits kleinste Abweichungen von der empfohlenen Dosierung enthalten dieses Risiko. Darauf wird in der Packungsbeilage der betreffenden Produkte hingewiesen. Im vergangenen Jahr ließ Otriven® die Produktinformation um den Hinweis ergänzen, dass die Nasentropfen bei Kindern unter einem Jahr nur unter ärztlicher Aufsicht zur Anwendung kommen sollten.

Laut AMK-Meldung bestehe bei der Otriven®-Pipette nur eine unzureichende Dosiergenauigkeit. Daher sei das Risiko für eine Überdosierung sehr hoch.

Apotheker fordert Verbot der Nasentropfen
Die AMK richtet sich mit ihrer Meldung insbesondere an Apotheken. Diese seien dazu aufgefordert, junge Eltern über das Risiko zu informieren und die korrekte Anwendung beim Verkauf zu demonstrieren. Dies wiederum stieß auf heftigen Widerstand. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erhielt Post von besorgten Apothekern, die ihrerseits bemängelten, dass eine korrekte Anwendung mit der aufgesetzten Kunststoffpipette nicht möglich sei. Aufgrund von schweren Verarbeitungsmängeln sei es nicht nachvollziehbar, wie viele Tropfen letztendlich in die Nase entweichen würden. Daher sei die Forderung an die Apotheker inakzeptabel. Stattdessen müsse das Produkt bis auf weiteres zurückgerufen werden.

Gefährliche Nebenwirkungen mit abschwellende Nasentropfen sind seit Jahren bekannt. Das Ärzteblatt berichtete unter anderem 2006 über mehrere Fälle von Neugeborenen, die nach der Gabe von Oxymetazolin- beziehungsweise Xylometazolin-haltigen Nasentropfen komatös wurden – obwohl die Dosierung eingehalten wurde. Der Zusammenhang wurde damals jedoch nicht sicher untersucht.

„Stinknase“ durch Suchteffekt
Neben dem Risiko für Kleinkinder stehen abschwellende Nasentropfen in der Kritik einen Suchteffekt auszulösen. Wer die Nasetropfen länger als eine Woche anwendet, riskiert einen Gewöhnungseffekt: Das Atmen durch die Nase wird dann nur noch mit Hilfe des abschwellenden Wirkstoffes möglich. Doch eine lange Anwendung mit abschwellenden Nasentropfen kann zu einer permanenten Schädigung der Nasenschleimhaut führen, bishin zur Ozäna, der sogenannten „Stinknase“. Dabei siedeln sich Bakterien in der Nase an, die einen fauligen Geruch ausströmen. Der Betroffene selbst riecht es nicht, sein Umfeld schon. Der Schaden ist irreparabel.

Social
Author
Sara Breitner