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Gefahr im Meer: Behörde warnt vor Vibrionen

Nord- und Ostsee sind dieses Jahr so beliebt wie nie. Doch im erwärmten, seichten Wasser lauern oft auch Vibrionen. Diese fleischfressenden Bakterien können sehr gefährlich werden.

Das Centrum für Reisemedizin (CRM) gab eine Warnung vor Vibrionen in der Ostsee heraus. Unter bestimmten Umständen können auch die Nordsee oder meernahe Flüsse betroffen sein. Wer erste Symptome einer Infektion zeigt, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen. Wer wartet, riskiert im schlimmsten Fall eine Amputation oder den Tod.

Vibrionen sind Bakterien, die sich bei Wassertemperaturen über 20°C und einem bestimmten Salzgehalt sehr gut vermehren. Optimale Bedingungen finden sie an heißen Sommertagen an der Ostsee, in leicht salzigen Binnengewässern sowie in der Nähe von Flusszuläufen an der Nordsee.

Der Erreger ist ein stäbchenförmiges Bakterium. Die bekanntesten Vertreter der Vibrionen verursachen Cholera (Vibrio Cholerae). Die Bakterien der Ostsee werden allerdings als Nicht-Cholera-Vibrionen bezeichnet, sie heißen Vibrio-vulnificus-Bakterien und verursachen kein Cholera, dafür können sie aber heftige Wundinfektionen, Ohrenentzündungen und selten auch Magen-Darm-Erkrankungen verursachen.

Vibrionen gelangen über offene oder nicht komplett verheilte Wunden in den Körper. Auch Verletzungen, die im Wasser entstehen, können den Bakterien ein Einfallstor bieten. Eine Infektion macht sich durch unverhältnismäßig starke Schmerzen bemerkbar, die der Größe der Wunde nicht gerecht sind. Auch Fieber und Schüttelfrost können Symptome für eine Vibrionen-Wundinfektion sein. Wenn das Immunsystem des Infizierten nicht mit den Bakterien fertig wird und keine Behandlung erfolgt, fressen die Bakterien sich durchs Gewebe und können sterbendes Fleisch und Geschwüre verursachen. Schließlich kann dies zu einer Sepsis führen, weswegen bei einem spät erkannten kritischen Verlauf nur noch eine Amputation den Patienten retten kann. Gefährdet sind Menschen mit einer Immunschwäche oder chronischen Erkrankungen.

Hin und wieder infizieren sich Kinder auch über die Ohren und erleiden eine Entzündung in den Hörorganen. Auch das Schlucken von Salzwasser wird als Infektionsrisiko mit Verdauungsproblemen genannt.

Wie viele Menschen sich bislang in Nord- und Ostsee infiziert haben, ist kaum bekannt. Erst seit März 2020 ist die Krankheit meldepflichtig. „Das Land Mecklenburg-Vorpommern nennt seit 2003 insgesamt 53 Erkrankungen, darunter neun Tote“, erklärt Reisemediziner Tomas Jelinek. Nach Angaben des Landesamt für Gesundheit und Soziales Mecklenburg-Vorpommern ereigneten sich drei dieser Sterbefälle im Hitzesommer 2018. In dem Jahr zählte das Land 18 gemeldete Vibrionen-Infektionen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung kam zu dem Schluss, dass Infektionen mit den Stäbchenbakterien aufgrund des Klimawandels und der daraus resultierenden Erwärmung der Meere häufiger werden.

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Author
Jerry Heiniken