Kategorien: News

Awo Affäre: Prüfer decken Selbstbedienungsladen auf

Prüfer fanden Luxus-Dienstwagen, sechsstellige Gehälter und teure Hotelübernachtungen in einem erlesenen Kreis bei der Arbeiterwohlfahrt. Die Staatsanwaltschaft und das Finanzamt ermitteln bereits.

Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) befindet sich in einer Abzocker-Affäre. Beim Frankfurter Kreisverband wurden Zustände aufgedeckt, die der Bundesverband als „unerträglich“ und „nicht im Interesse der Arbeiterwohlfahrt“ bezeichnete. Offenbar bediente sich ein erlesener Zirkel in Frankfurt und Wiesbaden besondere Privilegien. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob Gelder der Stadt veruntreut wurden, Spendengelder könnten ebenso betroffen sein. Auch das Finanzamt hat ein Prüfverfahren eröffnet.

Der Bundesverband beauftragte eine Prüfungskommission, die Geschäftsführung im Kreisverband Frankfurt zu untersuchen und kam zu erschütternden Ergebnissen. Vorstandsvorsitzender Wolfgang Stadler sprach von einem „der schlimmsten Vorfälle der AWO“. Die Gehälter einzelner Personen seien „völlig aus dem Ruder gelaufen“. Aufgedeckt wurde, dass Awo-Funktionäre sich sechsstellige Gehälter auszahlen ließen, obendrein großzügige Prämien und Honorare kassierten und von Steuervergünstigungen profitierten. Darüber hinaus fuhren Sie SUVs mit über 430 PS als Dienstwagen. Den Verzicht auf die Protzkarosserie ließen Andere sich mit bis zu 5.000 Euro monatlich ausgleichen, deutete Awo-Präsident Schmidt an und verurteilte das Geschehen auf’s Schärfste, “das schadet der Arbeiterwohlfahrt in ganz Deutschland.”

Möglich gewesen seien diese Verfehlungen durch personelle Verflechtungen zwischen Leitung und Aufsicht der Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden. Im gegenseitigen Austausch wurde ein Gemauschel möglich, dass alle Kontrollmechanismen aushebelte.

Es handelt sich bei den aktuellen Enthüllungen erst um eine Zwischenbilanz des Awo-Bundesverbands. Konkrete Zahlen und Namen konnten noch nicht genannt werden. Die betroffenen Personen hätten sich bei den Prüfungen durch Rechtsanwälte unterstützen lassen und noch nicht alle Akten vorgelegt. Einige Unterlagen wurden dabei mit Berufung auf das Datenschutzrecht anonymisiert.

Der Awo-Bundesverband machte deutlich, dass man an einer lückenlosen Aufklärung interessiert sei und kündigte an, alle Verantwortlichen zum Schadenersatz zu verpflichten, wenn tatsächlich bestätigt werde, dass städtische Gelder oder Mitgliedsbeiträge veruntreut wurden.

Die Geschäftsführung des Frankfurter Awo-Kreisverbands war bereits vor einigen Wochen in Kritik geraten, nachdem ans Licht kam, dass Oberbürgermeister Peter Feldmann und seine Ehefrau außergewöhnliche Privilegien bei er Awo genossen hatten. Feldmann hatte eine sehr gut bezahlte Position bei der Awo innegehabt, bevor er Oberbürgermeister wurde. Der Posten wurde danach nicht wieder neubesetzt und Feldmann nutzte weiterhin Einrichtungen der Awo für politische Termine. Seine Frau bezog als Geschäftsführerin einer Awo-Betreuungseinrichtungen ein ungewöhnlich hohes Gehalt und nutze ihren Dienstwagen auch in der Elternzeit nach eigenem Ermessen. Außerdem seien Gelder der Stadt unrechtmäßig verwendet worden, um Awo-Einrichtungen zu betreiben.

Social
Author
Stephan Heiermann