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Brennpunkt in Deutschland: Hier werden die Dealer immer jünger

Berlin beklagt fast 200 Drogentote im letzten Jahr. Doch besonders schlimm hat sich das Drogenmilieu in Friedrichshain entwickelt. Die Dealer sind erst 14 Jahre alt, die Kunden die sie ansprechen, sind noch jünger.

Die Berliner Landeskommission gegen Gewalt ließ das Partyviertel um das RAW-Gelände nahe der Warschauer Brücke in Berlin erforschen: Der Bericht den Konfliktexpertin Dr. Franziska Becker daraufhin erstellte, ist schockierend: Dealer und Konsumenten im Kiez Friedrichshain werden immer jünger. Elfjährige Schüler werden von Dealern angesprochen. Die jüngsten Drogenhändler sind selbst erst 14 Jahre alt.

Die Expertin interviewte rund 70 Anwohner, Polizeibeamte und Arbeiter in dem Areal. Sie beobachtete das Geschehen bis 7 Uhr morgens, begleitete Polizisten und sprach mit Sachbearbeitern der zuständigen Behörden. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass das gesamte Areal bis zur S-Bahn-Haltstelle Warschauer Brücke von Kriminalität beherrscht wird. Taschendiebe hätten sich auf die Brücke spezialisiert, die täglich von tausenden Touristen passiert wird, zwischen ihnen immer wieder Drogendealer. Der SPD-Abgeordnete Sven Heinemann (40), der in dem Kiez lebt, zählte am einem Donnerstag vom S-Bahnhof bis zur Simon-Dach-Straße zwei Dutzend Dealer, dreimal wurden ihm offen Drogen angeboten. Ein anderer Politiker beklagte, dass Drogenverkäufer seiner 11-jährige Tochter Koks angeboten hätten. Die jungen Dealer seien oft minderjährige Geflüchtete, ohne Wohnsitz, ohne Aufsichtspersonen. Nachts eskaliert die Gewalt und der Lärm. Zeugen berichten, dass Banden mit Flaschen aufeinander losgingen, sichtlich unter Drogeneinfluss. Dazu käme der Alkoholkonsum. In den sogenannten „Spätis“ erhielten Partygäste zu fast jeder Uhrzeit und in jedem Zustand Spirituosen und Bier.

Dem aktuellen Bericht vorausgegangen, waren beunruhigende Zahlen aus dem Jahr 2018: Während die Zahl der Drogentoten bundesweit stabil blieb, stieg die Zahl in Berlin fast um ein Viertel. Insgesamt starben im vergangen Jahr 191 Menschen in der Hauptstadt infolge ihres Drogenkonsums. Im Schnitt fand man mehr als jeden zweiten Tag einen Drogentoten auf den Straßen Berlins. Heroin und Kokain stehen bei den todbringenden Stoffen an erster Stelle. “Am häufigsten wurden die Drogentoten in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Neukölln aufgefunden, ein Hinweis darauf, dass diese Bezirke sehr stark durch Drogenkonsum belastet sind”, erklärte eine Sprecherin der Berliner Gesundheitsverwaltung in einer aktuellen Stellungnahme. 80 Prozent der Verstorbenen waren männlich und knapp 40 Jahre alt, Zweidrittel der Drogenopfer waren Deutsche.

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Sara Breitner