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Das entscheidet über einen schweren Verlauf bei einer Corona-Erkrankung

Bei gut 80 Prozent aller Betroffenen verläuft eine Covid-19-Erkrankung mild. Doch gibt es Menschen, die schwer erkranken, eine Lungenentzündung bekommen und dann mit Atemnot versterben. Welche Faktoren genau für einen schweren Verlauf verantwortlich zeigen, hat nun der Pneumologe Michael Barczok erklärt.

„Wir müssen verstehen, was dieses Virus in unserem Körper anrichtet“, sagt Michael Barczok. Durch die tägliche Arbeit mit Patienten kennt der Pneumologe Covid-19 sehr gut und weiß, was in der Lunge von Infizierten geschieht. Und so kennt er auch die entscheidenden Faktoren, ob ein Patient schwer daran erkrankt oder die Infektion mild verläuft.

Infektion verläuft in drei Schweregraden

Barczok betont: „Das Coronavirus wird über die Schleimhäute aufgenommen und betrifft insbesondere die Atemwege“. Sobald sich im Körper ein Erreger befindet, so können drei Schweregrade der Infektion auftreten.

Milder Verlauf: Nur wenige oder teils gar keine Symptome treten bei rund 80 Prozent der Erkrankten auf. Sie haben nur eine leichte Infektion. Lediglich die Schleimhäute der oberen Atemwege sind hier betroffen. Dazu kommen leichte Beschwerden der Nase, im Rachen, am Kehlkopf oder auch den Augen.

Schwerer Verlauf: Ernsthafte Erkrankungen entwickeln immerhin 15 Prozent der Infizierte. Husten, hohes Fieber oder auch Störungen des Geschmacks- und Riechsinns sind hier eindeutige Symptome.

Ein kritischer Verlauf mit schweren Komplikationen gibt es bei etwa 5 Prozent der Erkrankten. Dabei wandert der Erreger die Lunge hinunter, vermehrt sich dabei im Lungengewebe und befällt dann die Lungenbläschen. Daraus entwickelt sich dann eine Lungenentzündung. Das Virus stört die Sauerstoffzufuhr, die führt dann zu einer schweren Atemnot innerhalb weniger Stunden, was ein Atemversagen und Tod bedeuten kann. Künstlich beatmet werden etwa ein Fünftel der schweren Verläufe.

Ab dem fünften Tag erreicht die Infektion den kritischen Punkt

„Den kritischen Punkt erreicht die Krankheit meist zwischen dem fünften und fünfzehnten Tag“, erklärt Barczok, „oft um den zehnten Tag.“ Ebenfalls von einer mittleren Zeitspanne von zehn Tagen von der Infektion bis zur Behandlung auf der Intensivstation berichtet auch das Robert-Koch-Institut. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem sich dann entscheide, welche 20 Prozent sich zu schweren Verläufen entwickeln. „Bei rund 5 Prozent spitzt sich die Situation noch weiter zu, sie erleiden eine schwere Pneumonie und haben nicht mehr ausreichend Sauerstoff im Blut.“

Drei Faktoren bestimmen über schweren Verlauf

Von drei Faktoren hängt am Ende die Schwere des Verlaufs ab. Es sei entscheidend, die tief in die Lunge der Erreger wandert. Barczok erklärt dazu: „Warum er bei manchen Menschen tiefer in die Lunge eindringt als bei anderen, das wissen wir bislang nicht genau“. Es habe durchaus damit zusammenhängen, ob die „Müllabfuhr der Bronchien“ gut funktioniere, wie gut Dreck, Bakterien, Pollen oder Viren aus der Lunge befördert werden. „Bei Rauchern ist diese ‚Müllabfuhr‘ eingeschränkt, sie sind deshalb stärker gefährdet.“

Eine wichtige Rolle spielt auch das Immunsystem. Wenn etwas alte Leute oder Menschen mit Vorerkrankungen ein geschwächtes Abwehrsystem haben, so können die Erreger nicht so gut bekämpft werden. Daher kommt es hier zu schweren und kritischen Verläufen.

Und schlussendlich sei auch die Virenlast entscheidend. Hier ist die Menge der Erreger im Körper gemeint. Der Pneumologe dazu: „Handelt es sich nur um einige wenige Erreger, kann der Körper diese lokal abfangen und Abwehrstoffe bilden“. So bleibt es bei einem unkomplizierten Verlauf.
„Wenn Ihnen jedoch ein Infizierter ins Gesicht niest, atmen Sie sofort eine extrem hohe Virusmenge ein. Und die können selbst das beste Immunsystem überrennen.“ Daher kann das Tragen eines Mundschutzes helfen, große Virenlasten durch Niesen und Husten zu vermeiden.

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Author
Stephan Heiermann