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Forscher vermuten wesentlich höhere Infektionszahlen

Weltweit könnten sich einer neuen Studie zufolge bereits mehrere zehn Millionen Menschen mit Corona infiziert haben. In den offiziellen Statistiken tauchen diese allerdings nicht auf. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universität Göttingen. Sollte dies so sein, das wären bislang lediglich 6 Prozent aller Fälle weltweit erfasst.

Die Forscher nutzten in ihren Hochrechnungen ein Paradox innerhalb der Pandemie: Zwischen einzelnen Ländern weichen die festgehaltenen Sterberaten von Patienten mit Covid-19 erheblich voneinander ab. Ebenso stark schwankt im Ländervergleich die Zeit, welche zwischen dem Erfassen und dem Tod des Patienten durch die Infektion vergeht.

Zumindest zum Teil lassen sich diese Zahlen dadurch erklären, dass in den einzelnen Ländern die Menschen unterschiedlich anfällig für die Infektion sind. Allerdings dürfte der Großteil der Abweichungen an unterschiedlichen Datenqualitäten liegen.

Bisher lag die durchschnittliche Sterberate der Covid-19-Erkrankungen bei 1,38 Prozent, was umgerechnet 138 Todesfälle auf 10.000 infizierte Patienten bedeutet. Weicht nun dieser Wert in einzelnen Ländern stark von diesen Zahlen ab, so scheinen dort nicht alle Infektionen erfasst worden zu sein.

Zwischenzeitlich lag die Sterberate in Italien bei 9,5 Prozent, woraus die Forscher schließen, dass lediglich 3,5 Prozent der Infektionen in dem Land entdeckt wurden. Für Spanien sind es gar nur 1,7 Prozent. Um ein Vielfaches niedriger sind die Werte noch einmal in den USA (1,6 Prozent) und Großbritannien mit nur 1,2 Prozent. Beide Länder reagierten zunächst zögerlich auf die Pandemie und hatten erst spät Kontaktbeschränkungen vorgenommen.

Für Deutschland sehen die Zahlen hingegen gut aus, rund 15,6 Prozent der Infektionen wurden demnach entdeckt. 460.000 Menschen müssten sich demnach bis Ende März mit dem Virus angesteckt haben. Offiziell waren da aber nur 61.913 Fälle gemeldet. Ganz besonders ragt Südkorea heraus, dort sind vermutlich rund die Hälfte aller Fälle entdeckt worden.

“Diese Ergebnisse bedeuten, dass Regierungen bei der Interpretation der Fallzahlen äußerste Vorsicht walten lassen müssen. Solche extremen Unterschiede in Umfang und Qualität der in den verschiedenen Ländern vorgenommenen Tests bedeuten, dass die offiziellen Fallzahlen keine hilfreichen Informationen liefern”, sagte Studienautor Sebastian Vollmer.

Dass die tatsächliche Zahl der Infektionen höher liegt, haben auch frühere Studien schon gezeigt. US-Forscher sind sich sicher, dass auf jeden bestätigten Corona-Fall zehn unerkannte Infektionen kommen.

Bewusst ist dieses Problem auch den Experten in Deutschland. Erst wenn klar ist, wie viele Infektionen es tatsächlich im Land gibt, können seriöse Vorhersagen für eine Aufhebung der geltenden Kontaktbeschränkungen gemacht werden, ohne dass dadurch ein Kollaps im Gesundheitssystem entsteht.

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Author
Jerry Heiniken