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Gesundheitsamt-Chef “zwangsversetzt” nach Kritik an Corona-Politik

Der bayerische Facharzt und Epidemiologe Friedrich Pürner zerpflückte Markus Söders Corona-Strategie öffentlich. Nun wurde der scheidende Chef eines bayerischen Gesundheitsamts zwangsversetzt. Der Mediziner bezweifelt die Schutzwirkung von Alltagsmasken und kritisiert die Inzidenzwert-Schwellen.

Der Leiter des Aichacher Gesundheitsamtes, Friedrich Pürner wurde nach einem „Fachgespräch“ im bayerischen Gesundheitsamt versetzt. Daran wäre zunächst nichts Besonderes. Doch in diesem besonderen Fall ist die Versetzung pikant. Zeitungen wie der Münchner Merkur gehen von einer „Zwangsversetzung“ aus, weil der Epidemiologe sich nicht an das Mäßigungsgebot für Beamte gehalten habe und sich mehrfach öffentlich gegen die Corona-Politik äußerte.

Statt das Gesundheitsamt Aichach-Friedberg zu leiten, wird Pürner zukünftig in einem neu geschaffenen Fachgebiet „die Prozessqualität und die Digitalisierung an den Gesundheitsämtern in Bayern“ voranbringen, erklärte das Landesinstitut für Gesundheit in einer Pressemeldung.

Pürner kritisierte Maskenpflicht und Schwellenwerte für Corona-Maßnahmen

Kurz vor der Versetzung hatte Pürner in einem Interview mit dem „Münchner Merkur“ Kritik an der Corona-Politik Richtung Markus Söder ausformuliert: „Eine Gesellschaft muss Diskurs aushalten – auch Markus Söder“ wurde der Beamte im Titel des Artikels zitiert. Im Wesentlichen kritisierte Pürner die Maskenpflicht an Grundschulen. Die Schutzwirkung von Alltagsmasken sei „nicht nachgewiesen“, so der Epidemiologe. Auch die Maßnahmen-Regulation anhand der Siebentageinzidenzen von 35 und 50 zerriss Pürner in dem Interview. Die Schwellenwerte seien seiner Meinung nach „willkürlich“ festgelegt worden, weil bei dieser Datenlage nicht berücksichtigt würde, wie viele Infizierte auch tatsächlich erkrankten.

Ähnliche Aussagen macht Pürner regelmäßig auf seinem Twitter-Account und er ist damit nicht alleine. Zuletzt hat der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt mit ähnlichen Aussagen Schlagzeilen gemacht. Er jedoch distanzierte sich nachträglich von seinen eigenen Worten.

In der ZDF-Talkshow “Markus Lanz” hatte Reinhardt den Nutzen der Maskenpflicht angezweifelt, “weil es auch keine tatsächliche wissenschaftliche Evidenz darüber gibt, dass die tatsächlich hilfreich sind – schon gar nicht im Selbstschutz und wahrscheinlich auch nur ganz wenig im Schutz, andere anzustecken.” Seine Aussagen lösten einen Sturm der Kritik aus. Daraufhin korrigierte Reinhardt seine Aussagen: “Die aktuelle Evidenz aus vielfältigen Studien spricht für einen Nutzen des Mund-Nasen-Schutzes”, erklärte der Ärztepräsident und betonte: “Meine Absicht war zu keinem Zeitpunkt, die Gefahren der Pandemie zu bagatellisieren.” Es sei sein “großer Wunsch, dass wir die Corona-Pandemie in Deutschland weiterhin gut bewältigen und dass alle sinnvollen Maßnahmen ergriffen werden, die die Virusverbreitung verlangsamen und vermeidbare Infektionen verhindern. Alle Regeln, die dazu dienen, eine Überlastung unseres Gesundheitswesens abzuwenden, unterstütze ich vorbehaltlos.”

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Jerry Heiniken