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Mann stirbt durch Polizeigewalt bei Verkehrskontrolle

Am Eiffelturm wird ein Mann von der Polizei gestoppt, weil er ein Handy im Straßenverkehr nutzte. Die Beamten gehen dabei so grob vor, dass der Verkehrssünder stirbt.

Paris: Bei einer routinemäßigen Polizeikontrolle nahe des Eiffelturms ist ein Mann ums Leben gekommen. Der Verdächtige erlitt während des Zugriffs der Beamten einen Kehlkopfbruch und erstickte.

Der 42-jährige Familienvater wurde von den französischen Polizeibeamten gestoppt, weil er während der Fahrt auf dem Motorroller ein Handy in der Hand hielt. Der Lieferant reagierte Medienberichten zufolge „aggressiv“ auf die Kontrolle der vier Beamten. Daraufhin drückten mehrere Sicherheitskräfte den Mann bäuchlings zu Boden – gängige Praxis ins Frankreich. Der 42-Jährige trug während des Zugriffs noch seinen Motorradhelm. Auf einem Überwachsungsvideo ist zu sehen, wie der Mann zunächst noch strampelt und versucht sich zu wehren. Dann bleibt er reglos liegen. Der Familienvater fiel ins Koma und starb zwei Tage später im Krankenhaus. Dort stellten die Ärzte fest, dass der Mann einen Kehlkopfbruch erlitten hatte und in Folge dessen erstickt war.

Die Familie des Verstorbenen macht der französischen Polizei schwere Vorwürfe. Frankreichs Innenminister Christophe Castaner forderte „völlige Transparenz“ bei der Aufklärung des Falls. Im französischen Parlament wird heiß diskutiert, ob die hier angewandte Praxis verboten werden soll. Dabei werden Verdächtige mit dem Gesicht nach unten auf den Boden gedrückt und gleichzeitig wird schwerer Druck auf den Oberkörper ausgeübt. Wegen des Risikos einer versehentlichen Tötung ist diese Form der Festnahme in vielen Ländern verboten. Kritiker der umstrittenen Zugriffsmethode führten auf, dass seit 2003 mindestens sechs Menschen in Obhut der französischen Polizei ums Leben kamen.

Polizeigewalt in Frankreich umstritten
Das Maß der Gewalt durch Polizeibeamte ist in Frankreich seit geraumer Zeit von hohem öffentlichen Interesse. Im Zuge der Gelbwesen-Proteste, die nun über ein Jahr andauern, werden derzeit mehr als 20 Fälle mutmaßlich exzessiver Polizeigewalt untersucht. Im Dezember wurden erstmals zwei französische Polizisten in diesem Kontext zu Bewährungsstrafen verurteilt. Die nationale Polizei-Gewerkschaft verteidigte ihre Beamten, bei denen ein Zustand der Dauerbelastung und Erschöpfung vorliege. Die Regierung in Paris hat den Sicherheitskräften im Zuge der andauernden Proteste Rechte eingestanden, die in anderen Ländern der EU verboten oder umstritten sind. So nutzen französische Polizisten gegen die Gelbwesten-Proteste unter anderem Gummigeschosse. Seither gibt es Berichte über hunderte Menschen, die Kopfverletzungen durch Polizeigewalt erlitten. Fast zwei Dutzend Demonstranten verloren bei den Einsätzen ein Auge.

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Author
Stephan Heiermann