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München: Kaputte Hüfte wegen einer „harmlosen“ Spritze

Sie war Unternehmerin in München und Hobbysportler. Eine Spritze sollte gegen Gelenkschmerzen helfen – 30 Stunden später war die Frau ein medizinischer Notfall. Kein Einzelfall.

Eine vermeintlich harmlose Kortison-Spritze sollte die Münchner Unternehmerin mittleren Alters von Gelenkschmerzen befreien. Doch mit der Nadel kamen Keime in ihr Gelenk, gleichzeitig senkte das Kortison die Abwehrreaktion. Die Folge: Bakterien zerfraßen der Frau die Hüfte und eine Blutvergiftung brachte sie fast um.

Erst nach vier Operationen konnten Ärzte die lebensbedrohliche Blutvergiftung wieder in den Griff bekommen. Doch die Knochensubstanz war irreparabel geschädigt. Sechs Monate lag die bis dahin aktive Frau in Kliniken, zwei davon bettlägerig. „Ich war so sehr auf Morphium, dass ich eine Atemüberwachung brauchte. In Summe war ich ein halbes Jahr in der Klinik. Ich lag ja auch wund, wurde am Po eingecremt. Ich konnte auch nicht aufs Klo, sondern hatte eine Bettpfanne, weil ich ja nie aufstehen konnte. Jeden Abend war mein größter Wunsch von allen Wünschen der Welt, dass ich mal alleine zur Toilette gehen kann.“, erzählt die Münchnerin in einem Interview mit dem Magazin „ooom“.

Erst nach zahlreichen Reha-Aufenthalten gewann die Unternehmerin etwas Mobilität zurück. Doch die Ärzte stellten klar: Richtig Laufen würde sie erst wieder mit einer Hüftprothese können. Diese konnte allerdings erst nach sechs Monaten, nach der vollendeten Ausheilung der Infektion stattfinden. Schmerzmittel, Antidepressiva und Antibiotika zerstörten zusätzlich ihren Magen-Darm-Trakt. Die drastische Lebensumstellung brachte Übergewicht mit sich.

Kortison-Spritzen gegen Gelenkschmerzen – höchst umstritten
Der beschriebene Fall ist kein Einzelschicksal. Da es nicht möglich ist, die Einspritzungsstelle eines Patienten 100 prozentig keimfrei zu machen, können mit jeder Injektion Keime in den Körper gelangen. Da Kortison die körpereigenen Abwehrkräfte senkt, kann eine solche Infektion fatale Konsequenzen mit sich bringen wie im oben beschriebenen Fall. Die Komplikationen können alle Gelenke betreffen. Was bei der Hüfte schon heftigste Konsequenzen auf die Lebensqualität hat, kann bei der Wirbelsäule in einer Lähmung enden. Gemäß Experten kommt es bei einer von 75 Injektionen an der Wirbelsäule zu bakteriellen Infektionen. Einer von 1.000. Patienten erleidet schwere Komplikationen bis hin zu Lähmungen. Die Schäden können ein Leben lang andauern. Im Gegensatz dazu ist der Nutzen der Spritzen nur temporär. Sie lindern Gelenkschmerzen maximal für ein paar Wochen und das auch nur, wenn eine Entzündung vorliegt, erläutern Experten. Dennoch schlagen Ärzte die Behandlung von Gelenkschmerzen mit Kortison gerne vor, um Entzündungen vorzubeugen.

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Sara Breitner