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Renommierter Mediziner warnt vor Überbelegung in Krankenhäusern

Der Teil-Lockdown für Deutschland ist beschlossen und genau das findet ein Hamburger Intensivmediziner genau richtig. Der an der Uniklinik arbeitende Stefan Kluge hat dramatische Worte für die aktuelle Lage, aber auch einen Vorteil im Vergleich zum Frühjahr sieht er.

Nach Ansicht des Leiters der Intensivmedizin am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge ist die starke Zunahme der Infektionen mit dem Coronavirus „absolut besorgniserregend“. Mit Blick auf die neuen Kontaktbeschränkungen sagte er: “Wir müssen diesen Trend stoppen, die Politik muss handeln. Uns bleibt keine andere Wahl.”

Gleichzeitig warnte der 52-Jährige vor einer Überlastung von Krankenhäusern und Intensivstationen. Einige Kliniken in Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen seien schon jetzt an der Grenze mit der Belegung von Covid-19-Patienten, andere Erkrankte würden auch schon verdrängt. Und auch reihenweise Infektionen der Mitarbeiter sind die Folgen. Trotzdem tauge der alleinige Blick auf die steigende Zahl der Todesopfer zur Einschätzung der aktuellen Lage nicht. “Wir müssen auf die Zahl der Intensivpatienten gucken. Dann wissen wir, wohin die Reise geht”, so Kluge, der Facharzt für Innere Medizin und Lungenheilkunde ist.

Die Kurve gehe derzeit steil nach oben. Zehn Tage dauere es im Schnitt, bis eine Verlegung von Patienten mit Symptomen auf die Intensivstation erfolge. Nach Angaben von Kluge ist die Verweildauer auf der Intensivstation bei Patienten, die beatmet werden müssen, bei zwei bis drei Wochen. Und auch die Todesfälle treten erst im Verlauf auf. Die Zahl der Neuinfektionen wirkt sich somit erst mit einer Verzögerung von drei bis vier Wochen auf die Zahl der Todesfälle aus. Durchschnittlich müssten etwa fünf Prozent der Infizierten im Krankenhaus behandelt werden, zwei Prozent gar auf der Intensivstation.

Prognosen nur für Wochen möglich, nicht für Monate
Das Todesrisiko für Patienten über 70 Jahre liege bei über 50 Prozent. Durchschnittlich sind die Verstorbenen 79 Jahre alt, so Kluge. Nebenbei hätten aber sowohl Ärzte als auch Pfleger im Verlauf der Pandemie viel gelernt. Es kamen neue Testverfahren zum Einsatz und eine bessere Ausstattung mit Schutzkleidung und Beatmungsgeräten sowie Behandlungserfolge mit dem Cortison-Präparat Dexamethason seien hier zu erwähnen. “Deshalb sind wir auch prinzipiell gut vorbereitet”, meinte Kluge.

Derzeit liege die Vorhersehbarkeit der Pandemie bei zwei bis drei Wochen. “Darüber hinaus ist alles Kaffeesatzleserei.” Seriös lassen sich der Dezember und der Januar derzeit nicht vorhersagen. “Es hängt extrem davon ab, was die Politik entscheidet und wie sich die Menschen jetzt verhalten”, betonte der Leiter der Intensivmedizin am UKE.

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Author
Jerry Heiniken