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Rolf von Sydow gestorben

Er hat mit dem „Tatort“, Rosamunde Pilcher oder mit Straßenfegern-Bücher von Francis Durbridge deutsche Fernsehgeschichte geschrieben. Nun ist Rolf von Sydow im Alter von 94 Jahren gestorben. Was ihn ausmachte, erzählte seine Frau kurz vor seinem Tod.

Um das Beste aus den Schauspielern herauszuholen, gibt es Regisseure, die Ihre Darsteller erniedrigen. Rolf von Sydow war da ganz anders, wie seine Frau Susanne versichert. Diese hatte bei ihm als Cutterin gearbeitet. „Er liebt Menschen, und er liebte seine Schauspieler.“ Ob „Tatort“, die Durbridge-Filme oder Rosamunde Pilcher: Rolf von Sydow schrieb deutsche Fernsehgeschichte. Nun ist er zwei Tage vor seinem 95. Geburtstag am Sonntag zu Hause gestorben. Zu seinem umfassenden Lebenswerk gehören mehr als 130 Film- und Fernsehproduktionen, Theaterinszenierungen, Kabarettprogramme und Hörspiele. Sein gesamtes Archiv erhielt die Akademie der Künste in seiner Heimat Berlin. Der betagte Regisseur konnte kurz vor seinem Tode keine Interviews mehr geben.

Ein Grandseigneur der Unterhaltung

Was man gern über alte Herrschaften sagte, war bei ihm Programm: Er war ein Urgestein, ein Grandseigneur der Unterhaltung. Egal ob es um Kitsch, Liebeskummer, Schmonzetten oder spannende Unterhaltung ging – in seiner Karriere hatte von Sydow immer ein Händchen für leichte Stoffe. Die bekanntesten Werke waren unter anderem die Serien „Zwei Münchner in Hamburg“ mit Uschi Glas und „Die schöne Wilhelmine“ mit Anja Kruse. Aber auch als Regisseur von Specials hatte er viele Erfolge. Darunter mit Schwergewichten wie etwa Harald Juhnke, Manfred Krug oder Inge Meysel. Den Klassiker „Ein Herz und eine Krone“ (1953) mit Gregory Peck und Audrey Hepburn bearbeitete er als Synchronsprecher für das deutsche Publikum.

„Wenn die Nazis nicht gewesen wären …“

Leicht hatte er es in der Jugend durch seine jüdischen Wurzeln nicht. In den ersten zwei Jahrzehnten seines Lebens litt er unter der Nazi-Herrschaft. Diese Erinnerungen an die damalige Zeit hat er in dem Buch „Angst zu atmen“ niedergeschrieben. „Wenn die Nazis nicht gewesen wären, wäre ich wohl Offizier oder Diplomat geworden“, sagte er einst mit Blick auf seine Familie.

1942 geriet er in kanadische Kriegsgefangenschaft. Dort entdeckte er seine Liebe zu Theater. Später wurde er freier Regisseur und war sowohl beim Südwestfunk als auch beim Saarländischen Rundfunk Leiter des Fernsehspiels.

Von Durbridge bis Pilcher

Für seine Karriere waren aber gerade die Straßenfeger – Krimis nach Büchern von Francis Durbridge von entscheidender Bedeutung. Mit Verfilmungen von Rosamunde Pilcher Romanen gab es dann noch einmal eine Dosis Großbritannien. „Es war mit unsere schönste Zeit“, erinnert sich seine Frau Susanne von Sydow (64), mit der er seit 36 Jahren in dritter Ehe verheiratet war.

Die Trennung zwischen Unterhaltung und Ernst, die es in Deutschland gab, habe ihn sehr traurig gemacht. Seiner Ehefrau fällt als erstes zu ihm sein Humor und die Fähigkeit, anderen Leuten zuzuhören, ein. Er war bei der Arbeit immer nett zu allen und machte keinen Unterschied zwischen einer Putzfrau und einem Star. „Er war immer ein wohlwollender Mensch.“

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Jerry Heiniken