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Schwere Vorwurf der Hausärzte gegen die Bundesländer

Nach einer frischen Lieferung vom Dienstag sind es inzwischen mehr als 4,3 Millionen Impfdosen, die in deutschen Kühlschränken ungenutzt versauern.

Die Länder wollen trotz eines riesigen Impf-Staus und mehr als 3 Millionen Menschen in der Prio-Gruppe 1, die noch nicht geimpft sind, mit aller Macht an ihrer Strategie der Impfzentren festhalten. In der vergangenen Woche sind mehr als 1,5 Millionen Corona-Impfdosen in den 400 Standorten verabreicht worden. Die Haus- und Fachärzte in Deutschland könnten dabei mehr als das Dreifache, nämlich gut 5 Millionen Stiche pro Woche aus dem Stand heraus leisten. Das verspricht die Kassenärztliche Bundesvereinigung.

Allerdings haben am Donnerstagabend die Gesundheitsminister in ihrem Beschluss festgelegt: „Die etablierten Strukturen der Impfzentren und mobile Impfteams werden weiterhin benötigt.“ Das heißt konkret, dass die Hausärzte nicht wie angekündigt schon Ende März mit in die Impf-Kampagne einsteigen, sondern ab April dann 2,25 Millionen Dosen wöchentlich mit höchster Priorität in die Impfzentren gehen sollen. Nur der Rest wird dann an die Praxen verteilt. Erst am 19. April soll dann der effektive Impfstart in den Arztpraxen sein.

Praxis-Imfpung erst im Mai?

„Es wird eher Mai werden, bis unsere Ärzte anständige Mengen verimpfen können“, sagte Dr. Andreas Gassen (58), Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Vorerst ist da Impfen in den Praxen durch den Länder-Beschluss vorerst unmöglich. Es werde dabei vor allen aber „eine schnelle und wohnortnahe Verimpfung der verfügbaren Dosen erschwert“, so Gassen.
„Es geht jetzt nicht um Kleinstaaterei, regionale Befindlichkeiten und Machtdünkel der Länder“, schimpft Gassen. „Das interessiert die Menschen da draußen alles nicht. Die wollen ihr normales Leben zurück und das passiert nur, wenn wir impfen, impfen, impfen. Am schnellsten geht das in den Praxen!“

Von wütenden Hausärzten berichtet auch der KBV-Vize Dr. Stefan Hofmeister: „Wir sind extrem überrascht von dem Beschluss. Ärzte wollen impfen, Bürger wollen geimpft werden. Der Erhalt von Impfzentren als Selbstzweck ist dabei völlig egal. Unsere Kollegen verstehen es nicht mehr, sie sind bereit, sie wollen impfen – als Ärzte und als Bürger.“
Seine Forderung: „Der Impfstoff muss aus dem Kühlschrank in die Menschen. Jeder Weg, der das erschwert, ist der falsche.“

Gesundheitsausschuss-Chef Rüddel: „Länder müssen Befindlichkeiten abbauen“

Auch Erwin Rüddel von der CDU geht das alles viel zu langsam. Die Praxis-Ärzte möchte der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses so schnell es geht einbinden, damit die Impf-Kampagne richtig vorankommt. „Manche Länder haben sich mit der Terminvergabe und der Steuerung des Impfprozesses nicht mit Ruhm bekleckert. Bei mir kommen sehr viele Klagen über Terminvergaben und Verzögerungen an“, schimpft er. Seine Forderung: „Länder müssen schnell Kompetenzen und Befindlichkeiten abbauen. Wir müssen jetzt alles verimpfen was geht. Das klappt nur in Verbindung mit den Arztpraxen.“

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Stuart Henderson