Die “North Atlantic Treaty Organization”, oder kurz NATO genannt, trifft sich diese Woche zum Gipfel in Washington. Dieses Jahr ist das Gipfeltreffen von besonderer Bedeutung, denn das Bündnis der Staaten, die an den Atlantik angrenzen, feiert sein 75. Jubiläum. Obwohl der Name schon sagt, dass es sich bei der militärischen Organisation um Staaten eines bestimmten Bereiches handelt, spielt man in der NATO-Führung unter dem Norweger Jens Stoltenberg mit dem Gedanken, auch andere Nationen außerhalb der atlantischen Region zu einer näheren Zusammenarbeit einzuladen.
Unter den Gästen bei dem diesjährigen Gipfel befinden sich deshalb auch der japanische Premierminister Fumio Kishida und der südkoreanische Präsident Yoon Suk-yeol, die auf Einladung des amerikanischen Präsidenten Joe Biden angereist sind. Mit dem Einschluss der beiden Länder in die NATO-Besprechungen und Verhandlungen erhoffen sich sowohl Biden als auch der Führungsstab der Organisation, ihren Einfluss auch auf den Indopazifischen Raum, der bisher von China dominiert wird, zu erweitern.
Die Einladung an die beiden asiatischen Staatsoberhäupter hat natürlich nicht nur zu Beifall geführt. Sowohl China als auch Nordkorea sehen die Teilnahme von Japan und Südkorea an NATO-Besprechungen als eine Bedrohung an ihren Grenzen und haben schon lautstark Kritik geäußert. Zudem mussten die beiden früheren Erzfeinde ihr eigenes Kriegsbeil begraben, bevor sie gemeinsam als Außenseiter im NATO-Gipfel auftreten konnten. Zu den jahrzehntelangen Zankäpfeln zwischen Japan und Südkorea gehören unter anderem Kriegsentschädigungen, die Südkorea nach dem 2. Weltkrieg von Japan verlangt, und mehrere Dispute über Gebietshoheiten.
In Asien gibt es keine ähnlichen militärischen Zusammenschlüsse und die Zusammenarbeit zwischen der NATO, Japan, Südkorea und zu einem gewissen Maße auch Taiwan gibt dem Bündnis erweiterten Spielraum und Trainingsmöglichkeiten.
Nicht zu Zusammenarbeitsbesprechungen oder gar Mitgliedschaftsverhandlungen eingeladen wurde dagegen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er muss sich obendrein darauf einstellen, dass vielen seiner Forderungen nach Geld und neuen Waffenlieferungen wahrscheinlich nicht vollständig nachgekommen wird.
Der Gipfel ist der letzte an dem Norweger Jens Stoltenberg in seiner Rolle als Generalsekretar teilnehmen wird. Im Oktober wird er voraussichtlich von dem Niederländer Mark Rutte abgelöst.
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