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Wissenschaftler fordern neue Handlungsempfehlungen gegen Corona

Über 200 Forscher appellieren an die WHO, ihre Handlungsempfehlungen zu überarbeiten. Bei den geltenden Maßnahmen würde ein wesentliches Ansteckungsrisiko missachtet. Besonders gefährlich sei nämlich die Übertragung durch Aerosole.

Im medizinischen Fachjournal „Clinical Infectious Dieseases“ meldeten sich 239 Wissenschaftler aus verschiedenen Fachdisziplin in einem gemeinsamen Kommentar über die Corona-Pandemie zu Wort. Sie forderten die WHO und vergleichbare Organisationen dazu auf, sich der Gefahr durch Aerosole zuzuwenden. Diese würde bei den derzeit empfohlenen Maßnahmen nicht berücksichtigt. So würden Händewaschen, nicht-medizinische Masken und Social-Distancing zwar einige Übertragungswege eindämmen, sie seien aber nicht ausreichend zum Schutz vor Aerosolen. Diese seien aber maßgeblich an der Verbreitung von Corona-Viren beteiligt.

Die Forscher sind sich einig: Sogenannte Superspreading-Ausbrüche ließen sich nur durch Aerosol-Übertragung erklären und könnten auch nur verhindert werden, wenn diese in Politik und Gesellschaft Beachtung finde. „Es gibt zahlreiche Publikationen über Infektionsketten in Restaurants ohne nachweislich direkten Kontakt der Besucher untereinander“, erklärte der deutsche Mediziner für Infektiologie und Tropenmedizin Clemens Wendtner.

Bei Aerosolen handelt es sich um winzig kleine Tröpfchen, die in der Luft schweben und Viren mit sich tragen können. Da Aerosole kleiner als fünf Mikrometer sind, fallen Sie nicht zu Boden, sondern können in geschlossenen Räumen stundenlang durch die Luft schweben. Sie werden beim Ausatmen, Gähnen, Sprechen, Singen oder Lachen abgegeben und sind so klein, dass sie auch durch gängige Mund-Nasen-Bedeckungen nur unzureichend gefiltert werden.

Die 239 Wissenschaftler fordern daher, dass die WHO neue Maßnahmen empfehlen solle:

  • Überfüllte Räume und Menschenansammlungen seien wenn möglich zu vermeiden
  • In öffentlichen Räumen müssten die Belüftungssysteme erweitert werden. Dies könne durch Absaugungs- und Luftfilterungssysteme oder ultraviolettes Licht zur Keimtötung geschehen
  • Wo effiziente Belüftungssystem nicht möglich sind, müssten Handlungsempfehlungen bestehen, die eine ausreichende und effektive Belüftung garantieren. Dies gelte insbesondere für Schulen, Krankenhäuser und Arztpraxen sowie sonstige öffentliche Gebäude.
  • Wichtig sei beim Lüften, Luftzirkulation zu vermeiden und Frischluftzufuhr von außen zu gewährleisten.

Wendtner verwies auf die global immer noch steigenden Infektionszahlen. Da unabhängig von dieser Tatsache gleichzeitig Lockerungsmaßnahmen umgesetzt würden, „wäre ein Aufruf der WHO zum Schutz vor SARS-CoV-2-haltigen Aerosolen wünschenswert und aus wissenschaftlicher Sicht dringend geboten“, so der Chefarzt aus München.

Die WHO ließ mitteilen, dass man die neue Datenlage beobachte. Für die Gesundheitsorganisation seien die Hinweise auf eine Aerosol-Übertragung aber noch nicht definitiv bestätigt. Daher wolle man mit weiteren Schlussfolgerungen vorsichtig sein .

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Author
Jerry Heiniken