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Explosion am Mannschaftsbus des BVB: Drei Bomben, ein Verletzter - Spielabsage

Foto: Kai Pfaffenbach/ REUTERS

Großes Glück für Borussia-Profis Metallstift von Sprengsatz bohrt sich in Bus-Kopfstütze

Die Profis von Borussia Dortmund hatten großes Glück. Die drei Sprengbomben waren mit Nägeln gefüllt. Einer durchschlug die Bus-Scheibe und blieb in einer Kopfstütze stecken. Ermittler haben eine Person aus der Islamistenszene festgenommen.

17.30 Uhr: Die Mannschaften von Borussia Dortmund und AS Monaco sind der Polizei zufolge im Stadion eingetroffen. Das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League soll nun am Abend in Dortmund über die Bühne gehen. Am Dienstag war es wegen des Angriffs auf den BVB-Mannschaftsbus abgesagt worden.

16.00 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nach den Worten von Regierungssprecher Steffen Seibert "entsetzt" über den Sprengstoffanschlag. "Das ist eine widerwärtige Tat", sagte Seibert. In einem Telefonat mit dem BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sprach Merkel dem Verein ihre Solidarität aus.

15.30 Uhr: Merkel wird nicht nach Dortmund zum Spiel fahren. Dafür werde Bundesinnenminister Thomas de Maizière aus Solidarität anreisen, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Laut Regierungssprecher Steffen Seibert repräsentiert de Maizière die gesamte Bundesregierung. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft plant, sich das Spiel im Stadion anzusehen.

14.30 Uhr: Ein Wunder, dass bei dem Anschlag auf den Team-Bus vom BVB nicht noch mehr passiert ist. Laut Erklärung der Bundesstaatsanwalt waren die drei Sprengsätze mit Metallstiften bestückt. Ein Metallstift hatte sich in die Kopfstütze eines Bussitzes gebohrt. Die Sprengsätze hatten eine Sprengwirkung von mehr als 100 Metern. Die Frage nach dem Zündmechanismus und der Art des verwendeten Sprengstoffes, ist noch nicht beantwortet. "Aufgrund der Tatmodalitäten ist von einem terroristischen Hintergrund des Anschlags auszugehen", heißt es in der Erklärung der Ermittler.

14.05 Uhr: Die Bundesanwaltschaft hat nach dem Dortmunder Sprengstoffanschlag zwei Verdächtige aus der islamistischen Szene ins Visier genommen. Einer der Männer sei vorläufig festgenommen worden, sagte eine Sprecherin der Behörde am Mittwoch in Karlsruhe. Es sei von einem terroristischen Hintergrund der Tat auszugehen.

13 Uhr: Trotz des Anschlags wird heute die Mannschaft des BVB gegen die Profis von vom AS Monaco antreten. Die Sportpsychologin Jeannine Ohlert von der Deutschen Sporthochschüle Köln hält das für "unverantwortlich". "Die Spieler haben einen Angriff auf ihr eigenes Leben erlebt und sollen jetzt wieder in den Alltag zurückkehren. Das ist aus meiner Sicht überhaupt nicht machbar vom Kopf her, weil sie wirklich ein Trauma erlebt haben." Für Ohlert handelt es sich bei der Partie "auf jeden Fall um Wettbewerbsverzerrung. Das Spiel findet nicht auf Augenhöhe statt. ... Dortmund ist klar stärker belastet".

12.30 Uhr: Das nach dem Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus in Tatortnähe gefundenen Bekennerschreiben wird in Ermittlerkreisen als für die Islamisten-Szene ungewöhnlich bezeichnet. Auf dem Schreiben fehlten etwa Symbole der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), erfuhr die Deutsche Presse-Agentur . Zudem sei das Vorgehen der Täter im Vergleich zu früheren Terrorattacken mit IS-Bezug untypisch.

12:19 Uhr: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft will am Abend das Champions-League-Spiel von Borussia Dortmund gegen den AS Monaco besuchen. Sie wolle damit auch ihre Solidarität zum Ausdruck bringen, erklärt die SPD-Politikerin in Düsseldorf.

12 Uhr: Unions-Fraktionschefs Volker Kauder zollt dem BVB Respekt, dass er so kurz nach dem Anschlag wieder zum Spiel antritt. "Weniger als 24 Stunden nach einem solchen Ereignis bereits wieder zum Spiel antreten zu wollen, ist alles andere als selbstverständlich. Das sage gerade ich als großer Fußball-Fan." Kauder ist bekennender Fan das FC Bayern, wie er einmal der "Welt am Sonntag" sagte.

11.52 Uhr: Die Münchner Polizei verstärkt ihre Sicherheitsmaßnahmen um das Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Real Madrid am Abend. Es seien 80 zusätzliche Beamte im Einsatz, die Hotels und Fahrstrecken würden verstärkt gesichert, teilt die Polizei mit. Es gebe aber keine konkrete Gefährdungslage.

11.15 Uhr: Die Dortmunder Polizei bitte auf Twitter, "von Spekulationen abzusehen". Sie verweist für weitere Informationen auf die für 14 Uhr angekündigte Erklärung der Bundesanwaltschaft.

11.00 Uhr: Medienberichten zufolge prüfen die Ermittler die Authentizität eines zweiten Bekennerschreibens zu dem Anschlag auf den BVB-Bus. Es sei auf einer antifaschistischen Internetseite aufgetaucht. Darin hieß es, der Bus sei als "Symbol für die Politik des BVB" attackiert worden, der sich nicht genügend gegen Rassisten, Nazis und Rechtspopulisten engagiere. Die Internetseite war später nicht mehr erreichbar.

10.30 Uhr: Im Umfeld des Tatorts fanden Ermittler nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dortmund ein Bekennerschreiben. Laut "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR sowie der "Welt", beginnt das Bekennerschreiben mit den Worten "Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen".

Darin werde Bezug auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt genommen und behauptet, dass deutsche Tornados daran beteiligt seien, Muslime im Kalifat des sogenannten Islamischen Staates (IS) zu ermorden. Deshalb stünden ab sofort Sportler und andere Prominente "in Deutschland und anderen Kreuzfahrer-Nationen" auf einer "Todesliste des Islamischen Staates", wird aus dem Schreiben zitiert. Eine Bestätigung von offizieller Seite gab es dafür am Vormittag noch nicht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben in alle Richtungen. Auch gewaltbereite Fans oder andere Täter seien im Blick der Ermittler. Als denkbar gelte auch, dass die tatsächlichen Täter mit dem Schreiben bewusst eine falsche Spur legen wollten.

Bei dem Anschlag waren gestern Abend gut anderthalb Stunden vor Spielbeginn drei Sprengsätze in der Nähe des Mannschaftsbusses detoniert, der sich auf dem Weg ins Stadion befand. Ein Spieler und ein Polizist wurden verletzt.

Verteidiger Marc Bartra operiert, Polizist erlitt Knalltrauma

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat die Ermittlungen in dem Fall übernommen, bestätigte Justizminister Heiko Maas per Twitter. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat eine Besondere Aufbauorganisation (BAO) in Berlin eingerichtet, berichtet die "Welt" in ihrer Onlineausgabe zudem.

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Bei der Explosion dreier Sprengsätze wurde der spanische BVB-Verteidiger Marc Bartra verletzt, wegen einer gebrochenen Speiche im rechten Handgelenk wurde er am späten Abend operiert. Auch ein Polizist, der auf einem Motorrad vor dem Bus fuhr, wurde verletzt, er erlitt ein Knalltrauma und einen Schock und ist deshalb nicht dienstfähig.

Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange sprach von einem "gezielten Angriff auf die Mannschaft des BVB. Davon müssen wir ausgehen", so Lange im Rahmen einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, was die konkreten Hintergründe sind." Die Ereignisse hatten zu einer Absage des Champions-League-Viertelfinals am Dienstagabend zwischen dem BVB und AS Monaco geführt.

Staatsanwältin Sandra Lücke sagte, dass die Ermittlungen "wegen des Verdachts auf ein versuchtes Tötungsdelikt" geführt würden. In der Nähe des Tatorts sei zudem "ein Schreiben gefunden" worden: "Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir zum Inhalt nichts sagen."

Spiel wird schon heute nachgeholt

Trotz dieser Ereignisse wird das Viertelfinal-Hinspiel bereits am heutigen Mittwoch (18.45 Uhr) nachgeholt. "Es gab dazu keine Alternative, weil die Terminsituation zwischen Viertel- und Halbfinale nichts anderes zulässt", sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

"Das Stadion und das Umfeld werden weiter im Fokus der Polizei stehen, auch Sprengstoffhunde werden im Einsatz sein", versicherte Polizeipräsident Lange, der einen Großeinsatz angekündigte.

Kurz nach 19 Uhr hatte sich die Mannschaft auf den Weg Richtung Stadion gemacht. Plötzlich explodierten drei Sprengsätze neben dem Bus. "Der Bus bog auf die Hauptstraße ein, als es einen Riesenknall gab - eine regelrechte Explosion", sagte Torwart Roman Bürki dem "Blick". "Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt."

Der Anschlag auf den Bus ereignete sich auf einer Straße im Stadtteil Dortmund-Höchsten, knapp zehn Kilometer vom Dortmunder Stadion entfernt.

Knapp anderthalb Stunden nach der Attacke wurde die Partie abgesagt. Die BVB-Fans im Stadion reagierten besonnen auf das Aus, Hektik und Unruhe kam auf den Tribünen nicht auf, die Polizei lobte die Besucher. Auch die Anhänger des AS Monaco verhielten sich ruhig.

Nach der Absage kehrte das Team in das Hotel zurück, bevor die Spieler zu ihren Familien fuhren. Das für Mittwoch geplante öffentliche Training wurde abgesagt.

Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zeigte sich nach dem Anschlag erschüttert. Beim auf den heutigen Mittwoch verlegten Spiel gegen den AS Monaco habe er "persönlich ein sehr gutes Sicherheitsgefühl", sagte Watzke der "Bild"-Zeitung. "Die Frage ist, wie wir die Mannschaft davon lösen, helfen, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten." Watzke äußerte sich gegenüber der "Bild" am Telefon über die Tat. "Das ist eine sehr gravierende Geschichte", sagte Watzke. "Das ist eine neue Dimension, was da heute passiert ist."

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