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Wahrscheinlich schon 1,8 Millionen Infizierte in Deutschland

Die ersten Ergebnisse der umstrittenen Heinsberg Studie sind von den Forschern vorgelegt worden. Der in Nordrhein-Westfalen gelegene Kreis Heinsberg ist der Brennpunkt des Coronavirus. Der Erreger hatte sich hier nach einer Karnevalssitzung zu einem frühen Zeitpunkt massiv in Deutschland ausgebreitet.

Welche Ergebnisse liefert die Heinsberg-Studie?

Ein Forscherteam der Universität Bonn um Prof. Dr. Hendrik Streeck und Prof. Dr. Gunther Hartmann hatten im Rahmen einer Studie in der Ortschaft Gangelt aus 405 Haushalten insgesamt 1007 Teilnehmer befragt. Auch wurden bei den Personen Rachenabstrich und Blutproben genommen und untersucht. Laut der Auswertung hatten sich mit dem neuartigen Coronavirus 15 Prozent der Teilnehmer infiziert.

Genau bestimmt wurde dabei auch erstmals die Sterblichkeitsrate der Infektion. In einer Pressemitteilung der Uni Bonn teilte Prof. Streeck mit: „Sie liegt für SARS-CoV-2 für den Ausbruch in der Gemeinde Gangelt bei 0,37 Prozent“. Die Dunkelziffer der Infizierten an anderen Orten lässt sich mit diesen Werten berechnen.

Wie genau lässt sich die Dunkelziffer berechnen?

Aus der Studie ergibt sich eine weitere Erkenntnis zur Dunkelziffer. Die Forscher teilten dazu weiter mit: „Legt man für eine Hochrechnung etwa die Zahl von fast 6700 SARS-CoV-2-assoziierten Todesfällen in Deutschland zugrunde, so ergäbe sich eine geschätzte Gesamtzahl von rund 1,8 Millionen Infizierten. Diese Dunkelziffer ist um den Faktor 10 größer als die Gesamtzahl der offiziell gemeldeten Fälle (162 496; Stand: 03. Mai)“.

Welche Erkenntnisse haben die Forscher über die Symptome?

Die auffälligsten Symptome für die Infektion waren nach Angaben von Prof. Streeck in erster Linie ein Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. In der Gemeinde zeigten insgesamt 22 Prozent der Infizierten keinerlei Krankheitssymptome.

Der Leiter des Instituts für Hygiene und öffentliche Gesundheit und Co-Autor der Studie, Prof. Martin Exner meint dazu: „Dass offenbar jede fünfte Infektion ohne wahrnehmbare Krankheitssymptome verläuft, legt nahe, dass man Infizierte, die das Virus ausscheiden und damit andere anstecken können, nicht sicher auf der Basis erkennbarer Krankheitserscheinungen identifizieren kann“.

In der Corona-Pandemie bestätigt dies die Wichtigkeit der allgemeinen Abstand- und Hygieneregeln. Der Hygiene-Experte: „Jeder vermeintlich Gesunde, der uns begegnet, kann unwissentlich das Virus tragen. Das müssen wir uns bewusst machen und uns auch so verhalten“.

Überraschend gering ist dabei das Risiko einer Ansteckung von weiteren Personen in den untersuchten Mehrpersonen-Haushalten, so die Studie. Prof. Streeck sagt dazu: „Die Infektionsraten sind bei Kindern, Erwachsenen und Älteren sehr ähnlich und hängen offenbar nicht vom Alter ab“. Und auch zwischen den Geschlechtern gibt es keinen signifikanten Unterschied.

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Author
Jerry Heiniken