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Berlin-Neukölln im absoluten Krisenmodus

In keiner deutschen Region eskaliert die Corona-Lage so dramatisch wie im Berliner Stadtteil Neukölln. Experten befürchten, dass sich hier zeigt, was in anderen Teilen der Republik erst noch kommt.
Wie die Berliner Gesundheitsverwaltung angibt, wurden in Neukölln in den vergangenen sieben Tagen 571 Neuinfektionen erfasst. Das sind 173,1 pro 100.000 Einwohner – ab 50 Personen hat man bereits einen enorm kritischen Wert erreicht. Immer mehr Personal werde zur Bekämpfung der Pandemie herangezogen.

Die Frage, die sich der Politik dabei stellt: Woher kommen die vielen Neuinfektionen? Bei sage und schreibe 90 % aller Fällen sei die ursprüngliche Quelle nicht festzustellen. Laut Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci gebe es eine sehr breite Streuung in Neukölln. Vor allen Dingen die Kooperationsbereitschaft von Infizierten nehme generell ab. Besonders bei Ausbrüchen nach großen Familienfeiern wird immer mehr beobachtet, dass manche Menschen Angaben über die Gäste verweigern. „Das ist ein echtes Problem“, meint Kalayci.

Die Politikerin hofft, dass man mit der seit dem 03. Oktober eingeführten Obergrenze für private Feiern die Problematik noch in den Griff bekommen kann. Bleibt abzuwarten, ob dies der Fall ist.

Neben Neukölln könne es solch eine Entwicklung aber durchaus auch in anderen Metropolen des Landes geben. Dies befürchtet Amtsarzt Nicolai Savaskan in einem Gespräch mit dem „Tagesspiegel“. Bei seiner Erklärung vergleicht er die Situation in Neukölln mit einem verheerenden Waldbrand. „Wir haben nicht mehr einen Brandherd, sondern multiple Glutnester – nicht Dutzende, sondern Hunderte.“ Savaskan befürchtet weiter, dass es „seit Wochen ein asymptomatisches Infektionsgeschehen“ in Neukölln gegeben haben muss, „das im Verborgenen lief“.

Hinzukommt, dass hinsichtlich der gültigen Regeln eine allgemeine Verunsicherung herrsche. „Alle neuen Maßnahmen werden nur so erfolgreich sein, wie sie auch verstanden und, wichtiger noch, akzeptiert werden“, so Savaskan.

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Sara Breitner