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Der Sommer könnte das Coronavirus möglicherweise besiegen

Bislang gibt es keine Impfung, lediglich Medikamentenversuche. Daher besteht bei vielen die Hoffnung, dass der Sommer möglicherweise dem Virus etwas anhaben könnte. Denn es ist durchaus bei anderen Viren der Fall. Es glaubt keiner an ein Wunder, aber ein Sommereffekt ist sicher möglich.

Man hörte die Worte am Anfang der Coronavirus-Pandemie häufiger. Wärme, Sonne und UV-Licht sollen es eindämmen. Kann alles im Sommer nun besser werden? Susanne Glasmacher, die Sprecherin des Robert-Koch-Instituts sagte: „Das wüssten wir auch gern“. Es werde sicher einen gewissen Effekt geben, doch sei es für das Virus ein Vorteil für seine weitere Verbreitung, dass die Grundimmunität in der Bevölkerung fehle.

Einen nicht signifikanten, aber zumindest „kleinen Effekt“ erwarten auch Thomas Schulz, Leiter der Virologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Und auch der Chefarzt der Klinik für Infektiologie der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, rechnet im Sommer mit einem leichten Abflauen. Allerdings spricht er auch eine Mahnung aus: “Man darf sich nicht der Illusion hingeben, dass wir durch die höheren Temperaturen ein Verschwinden des Virus erreichen werden.”

Das Virus wird durch direkte Sonneneinstrahlung durch Wärme auf Oberflächen zerstört, so die Professorin am Institut für Genetik an der Technischen Universität Braunschweig, Melanie Brinkmann, als auch nach Aussage von Professor Friedemann Weber aus. Dabei werden durch den UV-Anteil des Sonnenlichts die Erbsubstanzen des Virus geschädigt. Allerdings gibt es da ein Problem: Schulz sagte dazu, dass es den Sommereffekt gebe, wie der normale Verlauf von Grippewellen zeige. Doch sei die Chance auf eine Vermehrung des neuartigen Coronavirus aufgrund der weitestgehend fehlenden Immunisierung der Bevölkerung weitaus höher. Die natürlich vorhandene Dosis an UV-Licht reiche nicht für einen signifikanten Einfluss.

Nachteile gleichen die Vorteile nicht aus

Dagegen erklären sowohl Brinkmann als auch Weber, dass im Winter die mit Sars-CoV-2 verwandten Coronaviren am aktivsten sind. “Wir hoffen daher, dass dies auch auf Sars-CoV-2 zutrifft.” Die RKI-Sprecherin Glasmacher sagte hingegen, dass der für das Virus nachteilige Sommer bei weitern nicht ausreiche, um das Coronavirus zurückzudrängen. Dies liegt in der weitgehend fehlenden Immunität der Bevölkerung bedingt. Dabei richtete sie das Augenmerk auf den Schweinegrippeerreger H1N1. Dieser war erst im April 2009 ausgebrochen und hatte im Sommer und auch im folgenden Jahr viele Grippefälle zur Folge.

Das Wärme und Sonnenlicht die Reproduktionszahl des Virus verringern kann, sieht Schulz durchaus. Das geschieht jedoch nur marginal. Diese Zahl zeigt an, wie vielen Personen durchschnittlich von einem Infizierten angesteckt werden. “Wer sagt, es sei alles nicht so schlimm, alle Erkältungsviren gingen im Sommer zurück, dem kann ich nur sagen: Träum weiter!”, so der eindringliche Appell von Schulz.

Im NDR-Podcast hatte auch der Virologe Christian Drosten gesagt, nur durch soziale Distanzierung, UV-Licht und Wärme werde solch ein pandemisches Virus nicht gestoppt, aber ein wenig reduziert. Eine halbe Einheit der Reproduktionszahl könne nach Schätzungen im Sommer abgezogen werden.

Laut Brinkmann hängt ein erneuter Anstieg im nächsten Winter davon ab, wie sich die Infiziertenzahlen im Spätsommer und Herbst entwickeln. Dies gilt aber auch für Test- und Therapiemöglichkeiten, Unterbrechungen der Infektionsketten und dem Verhalten aller. Wendtner sagte, dass man mit einem Aufflackern der Infektionen voraussichtlich ab Oktober rechnen muss, wenn es bis dahin noch keine Impfung gibt.

Vermutlich wird sich das Virus dann nicht nur in Hotspots zeigen, sondern eine flächendeckende Ausbreitung erfahren. “Wir werden Covid-19 weiter in das Jahr 2021 tragen.” Offen sei dann weiterhin, ob die abgesagten Großveranstaltungen, wie die Olympischen Spiele oder das Oktoberfest auch stattfinden können. Bis dahin gilt die Regel: “Abstand, Abstand, Abstand.”

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Author
Jerry Heiniken