Kategorien: News

EU plant Verteilung von Intensivpatienten

In der Vergangenheit schnappten sich die EU-Länder gegenseitig medizinisch notwendige Ausrüstungen weg und in der Corona-Pandemie reagierte jeder für sich. Zum Prinzip der Solidarität will jetzt die Europäische Union zurückfinden.

Geht es nach dem Willen der EU-Kommission sollen freie Intensivbetten in dieser einmaligen Krise über Ländergrenzen hinweg zur Verfügung gestellt werden. Damit sollen unter anderem besonders stark betroffene Regionen in Nordfrankreich, Italien oder auch Spanien entlastet werden. Am Freitag ist ein entsprechender Leitfaden veröffentlicht worden. Die Kommission will diesem nach das Angebot und die Nachfrage besser koordinieren. Außerdem sollen sowohl finanzielle als auch logistische Hilfen angeboten werden, so etwa beim Transport.

Vorbild für diese Verlegungen in andere Länder sind dabei sowohl Luxemburg als auch Deutschland. Mittlerweile sind allein hier für 73 Patienten aus Italien die notwendigen Krankenhausplätze zur Verfügung gestellt worden. Gleiches gilt auch für eine zweistellige Zahl von Patienten aus Frankreich. Das Programm ist aber in Baden-Württemberg in der Zwischenzeit wieder eingestellt worden, da dort befürchtet wird, dass die Kapazitäten für die erwarteten Fallzahlen dann nicht mehr ausreichen.

Insbesondere die Bundesländer im Osten sind zuletzt verstärkt eingesprungen. Hier kommt zum Tragen, dass die Zahl an Infizierten und Intensivpatienten noch gering ist. Auch der umgekehrte Fall kann später noch eintreten, da möglicherweise Kliniken auch hier an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und entsprechend Bedarf für Hilfe im Inland wie im Ausland anmelden können.

„Europa in Bestform“

Die Initiative der Brüsseler Behörde wurde vom EU-Vizepräsidenten Margaritis Schinas so begründet: „Angesichts der größten Krise seit Generationen werden wir bei unserer kollektiven Antwort nichts unversucht lassen.“ Lobende Worte fand auch EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides für die Eigeninitiativen der Mitgliedsstaaten, aus den Nachbarländern Patienten zu behandeln: „Das ist Europa in Bestform.“

Das sich an dem System auch die skandinavischen Länder, Irland aber auch die Staaten in Osteuropa daran beteiligen, darauf hofft auch EU-Gesundheitspolitiker Peter Liese von der CDU. Eine Verpflichtung zur Aufnahme durch einen gemeinsamen Beschluss der Staats- und Regierungschefs gibt es dazu aber nicht.

Grundlage der Verteilung sollen die nationalen Internet-Register für freie Intensivbeten in Krankenhäusern sein. Gesundheitsminister Spahn kündigte am Freitag an, dass diese Teilnahme für Deutschland verpflichtend werden soll. Damit sollen freien Kapazitäten in Deutschland übersichtlich dargestellt werden. Etwa zwei Drittel der Kliniken beteiligen sich aktuell an diesem Register.

In Deutschland sind momentan rund 40 der Intensivbetten nicht belegt. In Anbetracht der Vorwürfe, die aus den am stärksten betroffenen Regionen kommen, dass die EU sie im Stich lasse, ist Eile geboten. Wie auch in der Flüchtlingskrise gilt dabei, dass insbesondere die EU-Gegner, wie Matteo Salvini als Rechtsaußen in Italien oder Frankreichs Marine Le Pen gestärkt werden, solange keine einheitliche Linie erkennbar ist.

Social
Author
Jerry Heiniken