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Impfparadoxon: “Es gibt nicht mehr Impfstoff, sondern erstmal weniger”

Bald fällt die Notbremse für Geimpfte, doch viele warten noch ungeduldig auf ihren Pieks. Am 7. Juni wird die Impfpriorisierung aufgehoben. Doch wer glaubt, dass er dann schnell dran ist, irrt gewaltig. Experten gehen sogar von einer Verzögerung bei den Erstimpfungen aus.

Am 7. Juni entfällt die Impfpriorisierung. Dann darf sich jeder Bürger ab 16 Jahren impfen lassen. Die Zulassung des Biontech-Impfstoffs für 12-Jährige steht schon in den Startlöchern. Viele Deutsche warten gespannt auf diesen Tag. Doch die Enttäuschung wird groß sein. Denn viele werden zunächst leer ausgehen. Noch immer ist der Impfstoff knapp. Hinzu kommt ein Dilemma um den begehrten Impfstoff von Biontech/Pfizer.

Gesundheitsminister Jens Spahn betonte bereits, dass die Aufhebung der Priorisierung nicht bedeute, dass „alle innerhalb weniger Tage einen Impftermin bekommen“. Wie das Magazin „SPIEGEL“ berechnet hat, müssen insbesondere diejenigen, die auf eine Impfung von Biontech/Pfizer hoffen, geduldig sein. Obwohl der Hersteller die Lieferung nach Deutschland steigern will, dürfte in den ersten Wochen nur wenig Biontech-Impfstoff für Erstimpfungen zur Verfügung stehen. Denn in den ersten Juni-Wochen sind zunächst zahlreiche Menschen an der Reihe, die ihre Zweitimpfung erhalten. Den „SPIEGEL“-Recherchen zufolge erhalten in der ersten Juni-Woche 3,36 Millionen Erstgeimpfte ihre zweite Dosis. In den darauffolgenden Wochen sieht es ähnlich aus. Hinzu kommen jene jungen Menschen, die ihre Erstimpfung mit dem Präparat von AstraZeneca erhielten. Ihnen steht nach Empfehlung der Ständigen Impfkommission nun eine Zweitimpfung mit dem Vakzin von Moderna oder Biontech/Pfizer zu. Rechnet man all dies zusammen, steht für Erstimpfungen vor den Sommerferien nur etwa ein Drittel des begehrten Biontech-Pfizer-Präparats zur Verfügung.

Ein Schreiben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung bestätigt die Berechnungen des Nachrichtenmagazins. Der Verband schrieb an die Ärzte, dass die Bestellung des Biontech-Impfstoffs für Erstimpfungen beschränkt bleibe. Lediglich die Bestellmenge an Ampullen für Zweitimpfungen werde geöffnet.

Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, befürchtet eine große Enttäuschung bei den Patienten: „Es ist paradox, aber es gibt nicht mehr Impfstoff für Erstimpfungen, sondern erstmal weniger.“ Er stellte fest, dass die Aufhebung der Impfpriorisierung riesige Erwartungen geweckt hat, „aber wir müssen ihnen sagen: Das geht nicht so schnell.“

Leidtragende sind derzeit die Ärzte und deren Sprechstundenhilfen. „Die werden nicht selten am Telefon beschimpft, wenn die Leute keine Termine kriegen“, sagt Weigeldt. „Es gibt Praxen, die mit dem Impfen aufgehört haben, weil sie das nicht mehr aushalten.“

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  • Wer auch nur ein bisschen Grips im Hirn hat, der hat sich dieses Dilemma schon an seinen eigenen 5 Fingern abzählen können. Das heißt, dass es für mindestens 80% der Bevölkerung den ganzen Sommer lang keine Freiheit geben wird. Und wenn wir "Glück" haben, noch viieeel länger!
    Und wer meint, dass die tagesaktuelle Testerei eine Lösung für den Einzelhandel... wäre, ist auch völlig falsch gewickelt. Das sieht man schon allein bei den Friseuren. Die arbeiten seit Langem nur mit einer Auslastung von ca. 20%, weil die Kunden keine Lust auf diese Testerei haben. So kann man (ohne Unterstützung durch Staatsgelder) nicht wirtschaftlich arbeiten und überleben.

  • Stimme dem Vorgänger voll zu. Das ist keine gute Idee die Impfreihenfolge aufzugeben.
    So stürzen sich alle auf die Termine und im Endeffekt werden "ALT"-angemeldete nach hinten verschoben. Siehe die bisher bekannten Betrügereien.

  • Ich habe längst gesagt; nur die mit starken Ellbogen oder mit breiten Schultern die Freiheit bekommen. Der Rest hat Pech gehabt!

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Sara Breitner