Kategorien: News

Inzidenzwert von 50 wird in Frage gestellt

Für starke Einschränkungen in der derzeitigen Corona-Pandemie galt bisher die Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von einer Woche als der unumstößliche Richtwert. Allerdings warnt nun der Ärztepräsident Reinhardt eindringlich davor, dabei wichtige Faktoren außen vor zu lassen. Er fordert daher vielmehr eine langfristige Strategie.

Der Bund und die Länder sind von dem Ärztepräsidenten Klaus Reinhardt dazu aufgefordert worden, bei einer anstehenden Entscheidung zu einer möglichen Verlängerung des derzeit geltenden harten Lockdowns über die Zielmarke von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von einer Woche nachzudenken. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte Reinhardt: „Ob wir uns strikt an der Inzidenz von 50 orientieren, muss man mit Blick auf andere wichtige Faktoren, wie zum Beispiel die psychosozialen Folgen der Schulschließungen, genau abwägen”.

Zudem verlangte der Präsident der Bundesärztekammer auch, einen auf die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen abgestimmten Schutz mittels einer Langfriststrategie umzusetzen. Gerade für ältere und vorerkrankte Menschen seien nun flankierend zu den anstehenden Impfungen Maßnahmen notwendig, die eine Kontaktminimierung ermöglicht. „Warum ist es so schwer, deutschlandweit feste Senioren-Zeitfenster für Einkäufe im Einzelhandel zu schaffen oder spezielle Terminslots in öffentlichen Einrichtungen?”, sagte Reinhardt.

Zudem forderte der Ärztepräsident nicht nur für die Pflegeheime selbst, sondern ganz besonders auch für die Angehörigen, die Kranke und Alte pflegen, ausreichend Testmöglichkeiten und Schutzmaterial zur Verfügung zu stellen. Explizit sagte Reinhardt zu seinen Vorschlägen für eine sinnvolle Langfriststrategie: „Das alles kostet Geld und die Umsetzung ist nicht trivial, aber mit solchen Mitteln können unter Umständen Menschenleben gerettet und Lockdowns verhindert werden.“ Weiter mahnte der Ärztepräsident: „Da wünsche ich mir mehr Kreativität von Ländern und Kommunen”.

In der derzeitigen Corona-Politik der Bundesregierung gilt bislang die Inzidenz von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen als der entscheidende Schwellenwert, der starke Einschränkungen des öffentlichen Lebens nach sich zieht. Für den Dienstag hat das Robert-Koch-Institut in Berlin eine bundesweite Inzidenz von 149 angegeben, für den heutigen Mittwoch sind es 141,3.

Somit sind die Länder noch weit von entsprechenden Lockerungen entfernt. Da auch die Neuinfektionen weiterhin auf einem sehr hohen Niveau verharren, gehen inzwischen viele Länderchefs davon aus, dass der derzeit geltende Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert werden wird.

Social
Author
Sara Breitner