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Kassenärzte sagen, Lockdown hat nichts gebracht

Der Regierung macht die britische Virus-Mutation genauso viel Sorgen wie die 19.600 Neuinfektionen und 1.060 Tote binnen 24 Stunden. Daher hatte die Kanzlerin Angela Merkel „weitere 8 bis 10 Wochen harte Maßnahmen“ gefordert. Die Lockdown-Strategie der Bundesregierung halten die Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung jedoch für nicht wirksam.

Gegenüber der „Bild“-Zeitung sagte der Vorstand Andreas Gassen: „Der Lockdown, der jetzt seit Anfang November anhält, hat quasi nichts gebracht. Die Todeszahlen sind unverändert erschreckend hoch. Der Schutz der Risikogruppen ist immer noch beschämend schlecht.“

Das große Problem der Regierung ist aus Sicht von Gassen und seinen Vorstands-Vize Stephan Hofmeister die Kommunikation. Dazu erklärt Gassen: „Den Unterschied macht nicht die Härte der Maßnahmen, sondern machen die Menschen in ihrem privaten Verhalten. Die Ankündigungen mancher Experten zur Wirkung dieses Lockdown waren ja vollmundig: ,Lockdown light jetzt und dann ist Weihnachten safe!‘ – Leider ist nichts safe!“

Sein Fazit daher: „Wer immer wieder die Regeln und Zeitrahmen ändert, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich keiner daran hält.“

Vom Regierungsziel des Lockdowns ist Deutschland noch immer weit entfernt. Die Inzidenz soll demnach unter 50 gedrückt werden. Gassen hält ein Erreichen dieser Grenze innerhalb von wenigen Wochen für absolut unrealistisch. Daher legt er noch einmal nach: „Ungeachtet dieser Tatsache fordert Herr Lauterbach sogar eine Absenkung auf 25, Frau Priesemann gar auf 7 – da fragt man sich, was das soll.“

Zusammen mit den Virologen Prof. Christian Streeck und Jonas Schmidt-Chanasit hatte die KBV Ende Oktober ein Papier veröffentlich. Darin wird die Regierung aufgerufen, eine langfristige Strategie mit einem konsequenten Schutz der Alten der Lockdown- und Inzidenz-Strategie vorzuziehen. Ein Großteil der Corona-Toten kommt auch nach 10 Wochen noch immer aus den Alten- und Pflegeeinrichtungen. Gassen knallhart: „Der Schutz der Alten wurde kategorisch als abwegig abgelehnt. Man könne nicht ein Drittel der Menschen einsperren, darum ging es auch nie – jetzt sperrt man quasi alle ein, ohne dass es einen echten Effekt hätte.“ Aus Sicht der Kassenchefs ist daher das Impfen der einzige Weg aus dieser Pandemie.

Forderung: Impfen in den Arztpraxen!

Aber auch hier lässt von Seiten der Regierung die Kommunikation zu wünschen übrig, so Stephan Hofmeister: „Der Impfstoff reicht nicht einmal für alle Heimbewohner und Pfleger – dann kann man nicht abends zur Prime-Time Werbung schalten: ‚Kommt alle zum Impfen‘. Das sorgt für Verunsicherung und Enttäuschung.“

Für Impfberechtigte hatte die KBV ein gezieltes Einladungs-Management gefordert. Dies wird bereits in einigen Bundesländern so praktiziert. Dabei wird auf die Hotlines wie die 116 117 verwiesen, die allerdings wegen des hohen Anrufaufkommens hoffnungslos überfordert sind.

Hofmeisters Forderung: „Sobald genug Impfstoff da ist, muss unserer Ansicht das Impfen in den Arztpraxen stattfinden. Für unsere Hausärzte ist das Tagesgeschäft, es gibt außerdem ein ganz anderes besonderes Vertrauensverhältnis zu den Patienten – dann schaffen wir die 60 Millionen Impfungen in wenigen Wochen.“

Nun liege wegen der einfacheren Lagerung die Hoffnung auf den Wirkstoffen von AstraZeneca und Moderna. Denn die Hausärzte verimpfen in jedem Winter rund 20 Millionen innerhalb von wenigen Wochen. „Nur ohne Impfstoff können wir nicht impfen!“, so Hofmeister in Richtung der Bundesregierung.

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Sara Breitner