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Krankenkassen drohen mit Verdoppelung des Zusatzbeitrages

Wegen der Coronavirus-Pandemie schlagen die Krankenkassen jetzt Alarm. Auf der einen Seite brechen ihnen die Beträge weg, auf der anderen Seite steigen die Ausgaben. Offenbar droht nun den Versicherten eine Verdoppelung des Zusatzbeitrags.

Wegen der Corona-Krise steuern die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland im laufenden Jahr auf ein Defizit in Höhe von 14,1 bis 14,6 Milliarden Euro zu. Das hat der „Tagesspiegel“ berichtet. Die Gründe dafür seien in den sinkenden Beitragseinnahmen bei gleichzeitig stark steigenden Kosten zu finden. Die Krankenkassen hatten daher vor einer Telefonkonferenz am Montagnachmittag mit dem
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine deutliche Anhebung des Bundeszuschusses gefordert.

Dem Bericht des „Tagesspiegels“ zufolge gibt es interne Schätzungen der Kassen. Sofern nicht durch den Bund mit einer Finanzspritze geholfen wird, könnte eine Verdoppelung des Zusatzbeitrages der Versicherten von momentan 1,1 Prozent auf den durchschnittlich 2,2 Prozent notwendig werden. Dies würde bei einem Monatsgehalt von 3.000 Euro brutto bei einem Versicherten einen Mehrbetrag von 30 Euro im Monat oder 360 Euro im Jahr bedeuten.

Verlust im Jahr 2019

Wegen der mutmaßlich steigenden Arbeitslosigkeit und anderen Nachholeffekten bei Behandlungen im Krankenhaus werden für das kommende Jahr weitere finanzielle Probleme erwartet. Darunter fallen aber zum Teil auch die Auswirkungen von gesetzlichen Neuregelungen, wie der Bericht weiter ausführt. Diese haben jedoch nichts mit der Corona-Pandemie zu tun. Erstmals seit 2015 hatten die Kassen im vergangenen Jahr wieder einen Verlust verzeichnen müssen.

Dem Bericht zufolge werden für die Behandlung der Corona-Infizierten für das laufende Jahr zusätzliche Mittel in Höhe von 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. Hinzu kommen weitere 3,3 Milliarden Euro für höhere Pflegeentgelte, die Corona-Tests schlagen mit 1,6 Milliarden zu Buche und der Verzicht auf die Prüfung von Krankenhausrechnungen wird mit 1,2 Milliarden Euro angesetzt.

Erwartetes Defizit wegen kommender Reformen

Einsparungen durch das Herunterfahren der sonstigen Gesundheitsleistungen stehen mit Milliardenbeträgen dem gegenüber. Die Pandemie sei daher nicht der Hauptgrund für das zu erwartende Defizit der Kassen. Vordergründig sind dies die Beitragseinbußen durch die Wirtschaftskrise sowie die bereits beschlossenen Reformen im Gesundheitsbereich und deren finanzielle Folgen. Dieses Ausmaß sei stark unterschätzt worden.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, warnte sogar vor einem Defizit der Krankenkassen jenseits der 20 Milliarden Euro. “In jedem Pandemie-Monat zahlen die Krankenkassen allein über drei Milliarden Euro Ausfallgeld an die Krankenhäuser”, so Brysch. Der finanzielle Schutzschirm, der aus dem Gesetz zur Entlastung der Krankenhäuser von Ende März hervorgeht, hatte dafür 8,5 Milliarden Euro bereitgehalten. Dieser sei aber durch die Krise bereits aufgebraucht.

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Sara Breitner