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Längerer Lockdown durch Simulation prognostiziert

Die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen muss sich für eine Lockerung der Regeln erheblich reduzieren. Der „Covid-Simulator“ hat nun berechnet, dass frühestens Mitte Februar das dafür notwendige Niveau erreicht sein könnte. Die Forscher plädieren bis dahin für viel härtere Maßnahmen als bisher.

Nach Berechnungen des Saarbrücker Pharmazie-Professors Thorsten Lehr wird der von den Politikern verfolgte Zielwert bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus bis zum Ende des Januars vermutlich nicht erreicht. „Die Chance ist extremst gering bis nicht vorhanden”, so Lehr in Saarbrücken. Nach seiner Einschätzung wird die angestrebte Rate von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen mit ganz viel Glück in der Mitte des Februars erreicht. „Und das wäre eine optimistische Vorhersage.”

Mit seinem Forscherteam hat der Professor für Klinische Pharmazie an der Universität des Saarlandes einen “Covid-Simulator” entwickelt. Dieser berechnet das Infektionsgeschehen in Deutschland und gibt entsprechende Prognosen ab. Dies geschieht für die gesamte Bundesrepublik, ist aber auch für einzelne Bundesländer und sogar für Landkreise darstellbar. Und auch eine Onlineversion steht zur Verfügung. Lehr sagte, dass die Seite allein in den letzten zwei Monaten rund eine Million Mal aufgerufen worden ist.

Am Freitag lag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts die sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz bei 151 in der gesamten Bundesrepublik. „Momentan ist eigentlich kein Absinken in Sicht”, sagte Lehr. „Es stagniert vielmehr.” Gerade wegen erfolgter Nachmeldungen aufgrund der Feiertage sind die Zahlen noch immer nicht aussagekräftig. Allerdings kann man schon feststellen, dass die derzeitigen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg haben.

Mutation bereitet Sorge

Lehr sagte, dass es gerade im Angesicht der neuen drohenden Virusvarianten, welche in den letzten Wochen verstärkt entstanden sind und sich als hochansteckend erwiesen haben, „dringend eine Reduktion des Infektionsgeschehens” bedarf. Insbesondere die aus Großbritannien kommende neue Mutante ist in der Lage, die R-Wert sprunghaft um 0,5 anzuheben. “Dann würden viele Maßnahmen auf einen Schlag weggewischt. Und da zeigt sich dann: Je weiter wir unten sind, desto besser können wir die Ausbreitung bremsen.”

Daher tritt der Professor für eine Wert von 25 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von einer Woche ein. Erst dann sollten Lockerungen wieder möglich sein. Derzeit liegt dieser Wert bei 50, den die Politik anstrebt. Besonders kritisch sieht Lehr eine Rückkehr zum Schulalltag. „In den Schulen finden Infektionen statt.” Aber besonders Kinder durchlaufen die Infektion asymptomatisch. „Wir sehen an unseren Daten, dass Schulschließungen einen großen Effekt haben.” Es ist nicht nur der Effekt, dass die Schulen geschlossen sind, die eine Reduzierung mit sich bringen, sondern insbesondere auch der Wegfall von Bus und Bahnverbindungen zu den Schulen.

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Author
Martin Beier