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London vor dem Kollaps: Ein Infizierter pro 91 Einwohner

Mit einem Inzidenzwert 1100 übersteigt die Infektionsdynamik in Teilen Londons die schlimmsten Erwartungen. Großbritannien befindet sich teilweise im Lockdown. Doch das reicht offenbar nicht, erklärt Premier Boris Johnson und deutet noch härtere Einschnitte an.

In sieben Tagen haben sich in einigen Bezirken der britischen Hauptstadt London 1100 Menschen pro 100.000 Einwohner mit Sars-CoV-2 infiziert. Demnach ist fast jeder 90-ste Einwohner dort mit dem Coronavirus infiziert. Der Grund für dieses heftige Infektionsgeschehen soll die neue Corona-Variante sein, die sich in London und im Süden und Südosten Englands ausgebreitet hat wie ein Lauffeuer. Die Mutation soll zwar nicht gefährlicher sein als das alte Virus, aber 70-mal ansteckender.

Die Intensivstationen der Hauptstadt stehen Berichten zufolge vor dem Kollaps. Notärzte müssen schwer kranke Patienten auf dem Parkplatz im Rettungswagen behandeln, weil die Krankenhäuser überfüllt sind. In den Kliniken werden bereits die Flure als Behandlungsräume verwendet.

Angesichts dieser Entwicklung kündigte der britische Regierungschef Boris Johnson in einem BBC-Interview an, dass härtere Maßnahmen sehr bald in Kraft treten könnten. “Möglicherweise gibt es Dinge, die wir in den nächsten Wochen tun müssen, die härter sein werden”, sagte Johnson in der “Andrew Marr-Show”. Der Premier wollte sich dabei nicht festlegen, welche Maßnahmen das sein würden, deutete aber Schulschließungen, Ausgangssperren und ein komplettes Kontaktverbot zwischen verschiedenen Haushalten an.

Derart drastische Beschränkungen drohen vorerst nur den am stärksten betroffenen Gebieten Großbritanniens. Bisher besteht ein mehrstufiges Regelsystem. Je nach Infektionslage leben viele Briten demnach faktisch schon im Lockdown. Die neuerlichen Aussagen des Premiers lassen befürchten, dass dies nicht ausreiche.

Auch Oppositionsführer Keir Starmer forderte weitere Beschränkungen, weil das Virus „offensichtlich außer Kontrolle“ sei. “Er muss in den nächsten 24 Stunden nationale Beschränkungen verhängen”, schrieb Starmer via Twitter über den Regierungschef.

Der Oppositionsvorsitzende forderte unter anderem landesweite Schulschließungen. Johnson hingegen hatte sich gerade erst dafür ausgesprochen, dass die Schulen in den weniger betroffenen Regionen wieder öffnen sollen. “Schulen sind sicher”, betonte Johnson mehrfach. Demnach öffnen viele Grundschulen bereits am Montag, weiterführende Schulen sollen in den kommenden Wochen folgen. Davon ausgenommen sind die Hochrisikogebiete im Südosten Englands und die Hauptstadt selbst. Dort, wo die neue Corona-Variante sich rasant ausbreitet und die Infektionszahlen in die Höhe schnellen, bleiben Schulen, Geschäfte und Freizeiteinrichtungen bis auf Weiteres flächendeckend geschlossen.

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Stuart Henderson