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Mehrzahl aller Infizierten hat Corona-Symptome

Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben und später daran auch erkranken, zeigen gelegentlich nie irgendwelche Symptome. Experten sind sich nach wie vor nicht einig darüber, welchen Anteil diese Fälle bei der Gesamtzahl der Infektionen haben. Nun sind Schweizer Wissenschaftler diesem Wert deutlich nähergekommen.

Grundsätzlich bekommt man Symptome, wenn man krank wird und kann dementsprechend beim Arzt vorstellig werden. Doch diese Merkmale, eindeutige Krankheitszeichen zu entwickeln, fehlen bei einigen Betroffenen, die an der vom Coronavirus ausgelösten Covid-19-Infektion leiden. Neue Schätzungen zeigen, dass möglicherweise jede dritte oder vierte Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 unbemerkt verläuft. Diese Erkenntnisse haben Forscher aus der Schweiz nun im Fachmagazin „PLoS Medicine“ veröffentlicht.

Nicola Low und ihr Team vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin an der Universität Bern haben dafür 79 bereits verfügbare Studien aus dem Zeitraum von Januar bis Juni 2020 in einer Datenbank zusammengefasst und überprüft. In dieser sind Daten zu 6.616 Personen, die mit Sars-CoV-2 infiziert waren, enthalten. 1.287 dieser Fälle wurden von Low und ihren Kollegen als asymptomatisch eingestuft, so dass sich aus der systematischen Übersichtsstudie ein Anteil von 20 Prozent ergibt. Daraus ergibt sich, dass die echten asymptomatischen Fälle von Sars-CoV-2 nur eine Minderheit der Infektionen ausmachte.

Hingegen war nur eine begrenzte Möglichkeit vorhanden, Auswirkungen von falsch negativen Testergebnissen zu ermitteln. Daraus kann sich eine Unterschätzung des tatsächlichen Anteils an asymptomatischen Infektionen ergeben. Infizierte Personen sind zu Beginn einer Infektion mit dem Coronavirus grundsätzlich ohne Symptome und fühlen sich in der Regel gesund. Hier besteht dann auch der entscheidende Unterschied zur Sars-CoV-1 Epidemie, welche nach wenigen Monaten im Jahr 2002/2003 gestoppt werden konnte.

Unwissentliche Ansteckungen

Jedoch entwickeln sich bei 80 Prozent der mit Sars-CoV-2 infizierten Personen erst später die Symptome. Infektiös sind sie auch in der präsymptomatischen Phase, heißt zwei oder drei Tage bevor sie dann tatsächlich sichtbare Symptome haben. In einer Pressemitteilung der Universität Bern meint Low denn auch: “Unsere Studie legt nahe, dass die meisten Sars-CoV-2-Infektionen nicht während des gesamten Infektionsverlaufs asymptomatisch verlaufen.”

Wichtig ist diese Erkenntnis nicht nur für den Krankheitsverlauf, auch für den weiteren Verlauf der Pandemie ist dies von Bedeutung. Eine präsymptomatische Übertragung kann aus der Sicht der Schweizer Forscher in erheblichem Umfang zur Epidemie beitragen. Weitere Untersuchungen zum Anteil von asymptomatischen oder präsymptomatischen Patienten sei daher von großer Bedeutung.

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Author
Jerry Heiniken