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Notstand im Apothekerregal – Lieferengpässe bei Arzneimitteln

Deutsche Apotheken leiden unter Lieferengpässen, die für Patienten schwierig werden können. Unter anderem das beliebte Schmerzmittel Ibuprofen und diverse Blutdrucksenker werden immer mal wieder knapp.

Die Apothekervereinigung (ABDA) warnt davor, dass Lieferengpässe mit Arzneimitteln immer häufiger werden. So hätten sich die Vorfälle seit 2017 verdoppelt. Betroffen seien verschiedenste Präparate wie Schmerzmittel, Blutdrucksenker oder Schilddrüsenarzneien, erklärt Mathias Arnold, Vizepräsident der ABDA. Zwar gebe es für viele Medikamente Ersatzfabrikate, doch Ersatzmedikamente auf die die Patienten nicht eingestellt seien, könnten zu Verträglichkeitsproblemen führen. Die Betroffenen müssten sich unter Umständen vom Arzt neu einstellen lassen.

Apotheker, Ärzte und Pflegekräfte sind verärgert
Gemäß einer aktuellen Umfrage der ABDA stellten Lieferengpässe eines der größten Ärgernissen im Berufsalltag von Apothekern dar. Mehr als die Hälfte der Befragten Apotheker beklagte, dass sie über 10 Prozent ihrer Arbeitszeit dafür verwenden müssten, bei Lieferengpässen zu improvisieren.

Auch das deutsche Ärzteblatt beklagte den Missstand bereits. Ärzte seien vermehrt damit beschäftigt, Rezepte umzuschreiben. Dies sei nicht nur ein Mehraufwand, sondern sorge auch manchmal für „ein schlechtes Gewissen“. So kann beispielsweise die Umstellung von Psychopharmaka-Patienten zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität führen.

Das Problem erstreckt sich weiter bis in Pflegeeinrichtungen hinein. Dort wo Patienten an eine Routine gewöhnt seien, entstehe große Verunsicherung, wenn die Pfleger plötzlich neue Pillen in neuen Dosen verabreichen müssten. Besonders ältere Patienten leiden unter solchen Veränderungen. Diese Probleme forderten allen Beteiligten Zeit und Nerven ab. Dieser Missstand sei nicht mehr hinnehmbar, beklagen Ärzte.

Behörde sieht keinen Grund zur Sorge
Für das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte besteht noch kein Grund zur Sorge. Man wisse derzeit von 290 Meldungen über Lieferengpässe unter den 103.000 in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln. Doch sei ein Lieferengpass noch lange kein Versorgungsengpass. Gemessen an allen Meldungen entstünden Versorgungsengpässe “relativ selten.”, so die Behörde. Man erkenne auch “eine kontinuierliche Steigerung der Lieferengpass-Meldungen”, allerdings sei ein Vergleich mit den Vorjahren nicht möglich, da sich die Datengrundlage geändert habe.

Wie kommt es zu Lieferengpässen?
Laut Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) sei der Grund für die gesteigerten Lieferengpässe komplex. Auf Grund des Kostendrucks würden viele Medikamente in Fernost hergestellt. Dort würden wenige Betriebe große Mengen bestimmter Wirkstoffe herstellen. Wenn die Produktion in einem solchen Betrieb teilweise stillsteht, habe dies sofort spürbare Auswirkungen auf die Lieferkette. Auch für die Pharmakonzerne sei dies eine Belastung. Wegen des Imageschadens würde kein Hersteller absichtlich Arzneimittel knapphalten, betont der BPI.

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Sara Breitner