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So bedrohlich ist die aktuelle Corona-Lage

Der Zusammenbruch des Gesundheitssystems war das Angst-Szenario der Bundesregierung. Und nun schlagen die ersten Spitzenpolitiker erneut Alarm, denn die Infektionszahlen steigen wieder stark an. Die Frage ist nur, ob diese Angst gerechtfertigt ist.

Denn eine Auswertung der wichtigsten Kennzahlen zu Corona haben gezeigt, dass es zum derzeitigen Zeitpunkt keine akute Bedrohung für Deutschland gibt. Aktive Fälle gibt es momentan rund 12.700, Spanien hat hingegen schon wieder über 37.000.

So ist unter anderem der Anteil der Infizierten, die mit einer Corona-Erkrankung in eine Klinik müssen, mit 6 Prozent auf den tiefsten Stand seit dem Beginn der Pandemie gefallen. Am Montag befanden sich in Deutschland nur 228 Corona-Patienten in einer intensivmedizinischen Behandlung. Ende April lagen immerhin fast 3.000 Patienten auf Intensivstationen, gleichzeitig waren noch mehr als 10.000 Betten auf den Stationen frei.

Im Interview erklärt der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit (41) vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin: „Ein Blick auf die Belegung der Intensivstationen zeigt: Uns ist es bisher gut gelungen, die Risikogruppen zu schützen. Wenn das weiterhin gelingt, gibt es keinen Grund zur Panik.“

Ein nicht zu unterschätzender Grund für die steigenden Corona-Infektionen ist, dass mittlerweile verstärkt getestet wird. Dadurch werden auch wesentlich mehr Covid-19-Infektionen gefunden.

Rund 670.000 Menschen sind so in der Zeit vom 3. bis zum 9. August getestet worden, was rund 100.000 mehr ist als die Woche zuvor. Und dabei fällt nur rund ein Prozent aller Tests positiv aus. Und so erklärt auch Prof. Schmidt-Chanasit: „Wenn mehr getestet wird, können auch mehr Fälle identifiziert werden. Aber: Solange der prozentuale Anteil der positiven Tests nicht ansteigt, sondern eher abfällt, deutet dies daraufhin, dass die Infektionszahlen ansteigen, weil mehr getestet wird.“

Und glücklicherweise sind auch die Todeszahlen relativ niedrig. 155 Infizierte sind in der Zeit vom 16. Juli bis zum 16. August an der Krankheit gestorben. Von diesen waren 93 Menschen älter als 80 Jahre.

Von der Bundesregierung will der CDU-Abgeordnete Andreas Mattfeld denn auch wissen, ob sich die gestiegenen Infektionszahlen „auf die Überlastung der Krankenhäuser oder gar die Sterblichkeit auswirken“. In einem Interview mit der „Bild“ fordert er Klarheit statt Alarmismus. „Gerade politische Entscheidungen von enormer Tragweite, die auch größte wirtschaftliche Auswirkungen bedeuten, müssen auf validierten Zahlen getroffen werden.“

Die Bundesregierung wird auch vom Bundestagsvize Wolfgang Kubicke kritisiert. Vor allem die immer neuen Warnungen der CDU sind ihm ein Dorn im Auge. „Dass auch die Union jetzt den Lauterbach macht, ist verstörend.“ Der FDP-Vize sagte weiter: „Die Corona-Krise bewältigen wir nur mit kühlem Kopf und nachvollziehbaren Maßnahmen. Die CDU sollte aufhören, dauernd Alarmismus zu verbreiten. Die Drohung mit weiteren Verschärfungen ist unangebracht.“

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Author
Stephan Heiermann