Kategorien: News

Syrien schlägt zurück: Türkei könnte Nato-Bündnisfall auslösen

Assad schickt Truppen gegen die türkische Invasion. So könnten alle Nato-Staaten (darunter Deutschland) in den Krieg hineingezogen werden.

Der luxemburgische Jean Außenminister warnt vor einem drohenden Bündnisfall. Wenn dieser eintritt, wären alle Nato-Länder – auch Deutschland – verpflichtet, „der Türkei zu helfen“. Anlass für die ernste Prognose sind die jüngsten Entwicklung in Nordsyrien-Konflikt. Denn die syrische Regierung unter Baschar al-Assad hat Truppen entsandt, um den Kurden gegen die türkische Invasion beizustehen. Die syrischen Truppen sollen nahe der türkischen Grenze stationiert werden.

Laut der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur befinden sich Assads Truppen bereits in Tell Tamer, nur noch 30 km vom Schlachtfeld entfernt, wo türkische Soldaten die kurdische YPG zurückdrängen. Einige Einheiten Syriens sollen bereits bis sechs Kilometer vor der türkischen Grenze gesichtet worden sein.

In einem Radio-Interview äußerte der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn bedrohliche Bedenken zur Entwicklung des Konflikts. „Für mich ist das ziemlich außerirdisch, was dort geschieht“, so Asselborn und erläuterte, dass der Nato-Fall ausgerufen werden könnte, sollte Syrien oder deren Alliierte (darunter Russland) zum Gegenschlag ausrücken und die Türkei angreifen. Dann wären „alle Nato-Länder“ verpflichtet, „der Türkei zu helfen“, so der Luxemburger, „darum sage ich außerirdisch.“

Was bisher geschah:
Die Kurdenmilizen (YPG) in der türkischen Grenzregion hatten gemeinsam mit den USA gegen die Terrormiliz ISIS gekämpft. Doch die USA hat ihre Truppen unter Trump vor wenigen Tagen komplett zurückgezogen.

Die Türkei reagierte prompt mit einer Militäroffensive gegen die kurdische YPG an ihrer Grenze. Die YPG stellen für Präsident Recep Tayyip Erdogan einen Ableger der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK dar und werden damit als Terroristen eingestuft. Außerdem, so Erdogan, wolle die Türkei eine „Sicherheitszone“ an ihrer Grenze errichten, „indem terroristische Elemente eliminiert“ würden und Raum entstehe für Millionen syrische Flüchtlinge, die derzeit in der Türkei beherbergt werden.

Nato, EU und Bundesregierung sprachen sich mehrfach gegen die türkische Militäroffensive in Nordostsyrien aus. Die Bombardierungen würden „zu einer weiteren militärischen Eskalation in Syrien führen und zu einer fortgesetzten Destabilisierung des Landes beitragen“, so eine Regierungssprecherin. Tausende ISIS-Flüchtlinge werden in der Region gefangen gehalten. Eine Destabilisierung wie sie derzeit geschehe, könnte diese wieder freisetzen und vereinen. Hunderte ISIS-Kämpfer sollen bereits freigekommen sein, weil die YPG sich zu Gunsten ihrer eigenen Verteidigung aus der Lagerkontrolle zurückzieht.

Social
Author
Stephan Heiermann