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Top-Forscher fordern “Null-Covid”-Strategie

Renommierte Forscher aus ganz Europa fordern eine drastische Verschärfung der Anti-Corona-Politik. Anders ließe sich die Zahl der Toten nicht reduzieren, erklärt Viola Priesemann vom Göttinger Max-Planck-Institut, die ein entsprechendes Manifest initiierte. Mehr als 300 Wissenschaftler geben ihr Recht.

Mehr als 300 europäische Wissenschaftler unterschrieben ein Manifest, in dem eine europäische “Null-Covid”-Strategie gefordert wird. Das Positionspapier wurde im renommierten Fachblatt “Lancet” veröffentlicht und unter anderem von den deutschen Top-Virologen Christian Drosten, Sandra Ciesek und Melanie Brinkmann unterschrieben. Auch der Leiter des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler schloss sich den Forderungen an.

Die Wissenschaftler plädieren für eine europäische Gesamtstrategie mit einer “Null-Covid”-Toleranz. Solange die Länder immer wieder einzeln gegen die Fallzahlen kämpften, könne das Infektionsgeschehen bei offenen Grenzen nicht langfristig eingedämmt werden. Priesemann spricht von einem “Ping-Pong-Effekt”, wobei das Virus immer wieder zwischen den Ländern hin und hergetragen werde. Dies könne nur verhindert werden, wenn die europäischen Länder koordiniert gegen das Infektionsgeschehen vorgingen.

Ziel der gemeinsamen Strategie müsse es sein, maximal zehn Neuinfektionen pro eine Million Einwohner pro Tag zu erreichen. “Bei so hohen Zahlen wie jetzt lässt sich die Zahl der Toten nicht reduzieren”, erklärte Priesemann im Interview mit der “FAZ”. Die Ausbreitung in Schulen, an Arbeitsplätzen und im Verkehr müsse effektiv bekämpft werden. Die geforderten Maßnahmen seien zwar hart, aber „wir könnten in vier Wochen am Ziel sein“, sagt Priesemann. Nur so sei es möglich, weitere Wellen zu verhindern und dabei Menschenleben und die Wirtschaft zu retten.

Für Deutschland und die europäischen Nachbarn würde das bedeuten, solange im Lockdown zu verharren, bis die Zahlen der Neuinfektionen wieder auf einen dreistelligen Bereich gesunken sind. Danach müssten Hygienemaßnahmen, sowie das Tragen von Masken, Testen und Nachverfolgungen weiter höchste Priorität haben. Die rund 300 Forscher betonen in ihrem Manifest auch, dass das Ziel der Herdenimmunität aufgrund der hohen Todeszahlen keine Option sei.

Doch nicht alle Virologen stehen hinter der Lockdown-Strategie. Corona-Experte Christian Drosten teilte erst vor zwei Tagen in einem Twitter-Statement seinen Unmut über anders denkende Kollegen: „Für diejenigen, die jetzt behaupten, nicht gehört worden zu sein“, twittert Drosten zum Hashtag “Langzeitstrategie”. „Ihr hattet die lauteste Presse, Ihr habt stetig gestichelt, wenig gelesen, gute Vorschläge zerredet. Ihr bringt bis heute keine Inhalte und jammert über mangelnde Resonanz“, patzte der Charité-Leiter und teilt einen Tweet der Virologin Isabella Eckerle, welche die politischen Versäumnisse im Sommer monierte.

Erst vor wenigen Tagen forderte Hendrik Streeck von der Uni Bonn und der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit eine Langzeitstrategie und eine Abkehr vom Lockdown. Stattdessen sollten Risikogruppen gesondert geschützt werden.

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Sara Breitner