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Warnung vor Superspreader-Schulen

Ohne Abstandsregeln öffnen in verschiedenen Bundesländern wieder die Grundschulen und Kitas für alle Kinder. Daher schlägt der Lehrerverband nun Alarm. Die für einen vollständigen Betrieb notwendigen Hygienekonzepte sind noch lange nicht ausgereift. Es besteht daher die Gefahr, dass gerade Schulen zu sogenannten Superspreadern für das Coronavirus werden können.

Vor einer zu schnellen Rückkehr zum vollständigen Schulbetrieb warnt derzeit der Deutsche Lehrerverband. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger sagte gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: “Die Schulen können schnell zum Corona-Superspreader werden – das dürfen wir nie vergessen. Für eine Rückkehr zum Regelunterricht müssen erst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden. Daran fehlt es ganz eindeutig noch.”

Es bedarf daher für die Beschulung von vollständigen Klassen und einen ständigen Präsenzunterricht ein völlig neues Hygienekonzept. “Das müssen die Kultusminister zusammen mit den Gesundheitsbehörden rasch entwickeln, falls sie nach den Sommerferien mit einer vollständigen Öffnung der Schulen Ernst machen wollen.”

Die mögliche Maskenpflicht sei aus der Sicht des Philologenverbandes eines der größten Probleme im derzeitigen Hygienekonzept. “Damit wird der Kern jedes Unterrichts torpediert: Unterricht beruht auf klarer Kommunikation, auf zwischenmenschlicher Interaktion, nicht nur auf Augenkontakt”, so die Vorsitzende Susanne Lin-Klitzing gegenüber der “Welt”. “Sollten die Abstandsregeln tatsächlich fallen, müssen freiwillige Reihentests für alle Schüler und Lehrer zwei Mal wöchentlich zur Verfügung stehen”, so Lin-Klitzing weiter. Es bedarf daher auch klarer Regelungen, um Lerngruppen zu isolieren und auch ausreichender Lüftungskonzepte.

Sollten im Falle von neuen Infektionen die Schulen wieder schließen müssen, muss es auch dazu einen klaren Plan geben. “Die Schulen müssen in die Lage versetzt werden, notfalls von heute auf morgen von einem Präsenz- in einen Fernunterricht wechseln zu können.” Sie forderte daher auch, die Schulöffnungen grundsätzlich regional verschieden zu behandeln. “Die Infektionslage in Sachsen ist eine völlig andere als in Bayern, Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen.”

Ende Mai hatten mehrere Bundesländer angekündigt, dass die Schüler in den Grundschulen in absehbarer Zeit nicht mehr getrennt unterrichtet werden sollen, sondern eine Rückkehr zur vollständigen Klassenstärke geplant sei. Als erstes hatte Sachsen eine Rückkehr zum Regelbetrieb an den Grundschulen und Kitas angekündigt. Gruppen und Klassen werden nun voneinander getrennt statt auf kleine Gruppen und Abstandsregeln zu setzen. Nachgezogen hat dann Schleswig-Holstein, wo ab heute alle Grundschüler wieder ohne Abstandsregeln in die Schule gehen. Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt peilen diesen Schritt für Mitte Juni an, auch dort soll da in gesamter Klassenstärke der Unterricht für Grundschüler wiederaufgenommen werden. Und für Ende Juni ist dieser Schritt dann auch in Baden-Württemberg geplant. Vielerorts rücken nun auch wieder die vollständigen Kita-Öffnungen in den Fokus.

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Author
Stephan Heiermann