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AstraZeneca produziert möglicherweise an der EU vorbei

Bereits seit Monaten wird offenbar in einer niederländischen Fabrik der Impfstoff von AstraZeneca produziert, doch die EU erhält davon bisher keine einzige Charge. Auch die in Italien gefundenen 30 Millionen Dosen gehen auf das Werk zurück. Ein deutscher Milliardär ist auch mit involviert.

Offenbar führt die Spur der 29 Millionen überraschend in Italien aufgetauchten Dosen des Impfstoffes von AstraZeneca in eine niederländische Fabrik in Leiden. Das Werk der Firma Halix produziert bereits seit Dezember monatlich rund fünf Millionen Dosen, wie der Spiegel berichtete. Für die EU-Mitgliedsstaaten ist aber bislang noch keine Charge erhältlich gewesen. In weiten Teilen scheint das Vakzin stattdessen nach Großbritannien gegangen zu sein.

Ende August war in dem Abnahmevertrag der EU mit AstraZeneca festgelegt worden, dass das Werk in Leiden für Europa produzieren soll. Doch hat AstraZeneca erst am Mittwoch einen entsprechenden Antrag bei der EMA in Amsterdam gestellt. Diesem ist am Freitag stattgegeben worden. Die EU verdächtigt laut dem „Spiegel“ den Hersteller, bewusst dieses Gesuch verzögert zu haben, damit in der Zwischenzeit der Impfstoff nach Großbritannien geliefert werden konnte.

Eine Aussage eines Mitglieds der britischen Impfstoff-Taskforce haben einen Hinweis darauf gegeben. Die ersten Impfdosen seien demnach im Dezember aus den Niederlanden gekommen. Und dort gibt es nur das Werk in Leiden. Auch der britischen Gesundheitsminister Matt Hancock ließ verlauten, dass der Vertrag mit AstraZeneca den der EU bei weitem übertrumpfe und sich England einen Vorgriff auf das Vakzin gesichert habe.

Deutsches Familienunternehmen im Hintergrund

Zu dem Vorgang wollte sich Halix nicht äußern. Das Unternehmen ist eine Tochter des niederländischen Unternehmens HAL Allergy. Dies gehört der Düsseldorfer Droege Group. Zu dem gesamten Konglomerat, welches sich in Familienhand befindet, gehören auch Mehrheiten am Weltbild Verlag oder Servona, einem Hersteller von Beatmungsgeräten. Walter Droege, Gründer und Milliardär, gilt als sehr verschwiegen.

Bereits im vergangenen April habe Halix mit der Zusammenarbeit begonnen, hieß es in einer Pressemitteilung. Zum „Spiegel sagte der Pharmaexperte Wilbert Bannenberg: „Halix hatte einen guten Ruf als Auftragsfertiger”. Doch nun kommt der Verdacht auf, dass die EU hintergangen worden sei. Anfang März hatte der Binnenmarktkommissar Thierry Breton die Fabrik besucht und dabei keine nennenswerten Impfvorräte gefunden.

Zwar bestreitet AstraZeneca, dass der in Italien gefundene Impfstoff nach Großbritannien gehen sollte. Aber die Unklarheiten rund um das Werk in Leiden dürften die EU noch eine ganze Weile beschäftigen. Dort wird schließlich schon seit Monaten Impfstoff produziert, der dringend in der EU benötigt wird.

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Sara Breitner