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„Für jeden Influenza-Toten gibt es 16 Covid-19-Tote“

Charité-Virologe Christian Drosten berichtet über alarmierende US-Studie zur Corona-Sterblichkeit. Seine Schlussfolgerungen für Deutschland sind erschreckend.

Der Virologe und Direktor der Berliner Charité Christian Drosten sprach in seinem neusten Podcast über die Kritik an möglicherweise ungenauen Testergebnissen. Außerdem äußerte er sich zu neusten Erkenntnissen bezüglich des Sterberisikos von COVID-19 und verglich die Daten mit der Grippe-Sterblichkeit. Seine Schlussfolgerung: „Für jeden Influenza-Toten gibt es 16 COVID-19-Tote in den USA.“. Drosten bezieht seine Aussage auf eine aktuelle Studie, wonach in den USA eine Infektionssterblichkeit von 0,8 Prozent festgestellt wurde. Bei Grippe betrage diese nur 0,05 Prozent.

Wichtig: Im Vergleich zu früheren Risikoberechnungen wird inzwischen die Infektionstodesrate ermittelt. Im Frühjahr waren noch viele Zahlen unterwegs, die sich auch Krankheitsfälle – also symptomatische Erkrankungen bezogen. Da Sars-CoV-2 insbesondere bei jungen Infizierten oft asymptomatisch verläuft, war die Fallsterblichkeit irreführend.

Vor diesem Hintergrund warnt Drosten, dass wir in Deutschland mit einer höheren Fallsterblichkeit rechnen müssten als in den USA. Denn: Das Sterberisiko bei COVID-19 steige mit dem Alter des Infizierten. „Jetzt ist aber die amerikanische Bevölkerung jünger als die deutsche“, erklärt der Virologe und schließt daraus: „Das heißt, wir müssten in Deutschland mit einer Infektionssterblichkeit rechnen, die nach dieser Auswertung so an die ein Prozent rangeht oder sogar knapp über ein Prozent geht.“

Um diese Ergebnisse weiter einzuordnen, führt Drosten aus, dass es große Unterschiede bezüglich der Altersgruppe gebe: Der Analyse zufolge sterbe unter den über 85-Jährigen jeder Dritte Infizierte. Bei Personen zwischen 35 und 44 Jahren liege die Infektionssterblichkeit jedoch bei 1 zu 2000. Damit ist das Risiko an Corona zu sterben in dieser Altersgruppe genauso hoch wie bei einer Grippe.

„Wasserdichte Diagnostik“

Die Kritik am Testverfahren zur Ermittlung einer Infektion wies Drosten zurück. Die PCR („polymerase chain reaction“) sei „zweifelsfrei“. Es handelt sich dabei um eine Dignostik, die DNA-Fragmente von Sars-CoV-2 nachweisen kann. Kritiker auf Facebook und Twitter behaupten, dass der DNA-Nachweis nicht ausreichen würde, um zu bestätigen, dass wirklich eine Infektion mit Viren vorliege. Verschwörungstheoretiker behaupten gar, es gebe keine Viren. „Ohne ein volles Virus-Genom gibt es keine Virus-Reste“, betont der Virologe aus Berlin. Die PCR-Methode sei „eine sehr wasserdichte Diagnostik“. Das PCR-Verfahren aus Berlin war das Erste, das Sars-CoV-2-Infektionen nachwies. „Unsere PCR war zwar die erste, die ist aber längst nicht mehr die einzige“ fügte Drosten hinzu. Inzwischen seien die Corona-Tests von verschiedenen Herstellern erhältlich. „Und allen ist gemeinsam, dass die zusätzlich zu unserer Validierung noch mal wieder selber Validierungen gemacht haben“, so Drosten.

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Martin Beier