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Gefährliche „Steine“ im Badesee – Mädchen (9) im Krankenhaus

Hannover: Ein neunjähriges Mädchen findet einen Stein im Badesee in Langenhagen. Kurze Zeit später muss das Kind ins Krankenhaus.

Der Hundestrand am Silbersee in Langenhagen bei Hannover wurde gesperrt wegen eines Gefahrenfunds. Ein 9-jähriges Mädchen hat dort am Sonntag einen vermeintlichen Stein gefunden und diesen in die Hosentasche gesteckt. Dort jedoch reagierte das Sammelgut. Das Mädchen verbrannte sich an Oberschenkel und Hand. Sie musste ins Krankenhaus gebracht werden.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Fund nicht um einen Stein handelt, sondern um einen Phosphorklumpen – vermutlich Munitionsreste aus den Tiefen des Sees. Das Gefahrengut entzündet sich bei Körpertemperatur und wird flüssig. Dabei wird enorme Hitze freigesetzt. Laut Biologe Frank Rudolph verbrennt Phosphor mit 1.300 Grad Celsius und lässt sich nicht mit Wasser löschen. Der Experte veröffentlichte 2015 ein Buch über gefährliche Fundstücke an Stränden.

Munitionsreste können an allen Stränden der Welt gefunden werden. Alleine auf dem Boden von Nord- und Ostsee liegen schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Gefahrengut. Natürlichen Zersetzungsprozessen ausgesetzt, zerfallen die Kampfmittel seit 70 Jahren auf dem Grund deutscher Gewässer.

Neben dem gefährlichen Phosphor finden Sammler auch immer wieder Nitrozellulosestangen, Schießwolle oder ganze Munitionskörper, die durch Rost und andere Anhaftungen kaum als Gefahrengut erkannt werden. Nicht selten werden die gefährlichen Funde mit Steinen, Schiffsmaterialien oder Tonklumpen verwechselt. Rudolph rät allen Strandgutsammlern daher, ihre Schätze in kleinen Blecheimern einzusammeln. Insbesondere in den kalten Monaten des Jahres sei die Gefahr groß, dass Kriegsmaterialien sich entzünden, sobald sie auf Körpertemperatur erwärmt werden. An heißen Stränden sei die Gefahr geringer, weil die Gefahrenstoffe sich dann schon von selbst entzünden und deshalb gar nicht erst in reaktionsfähigem Zustand gefunden werden.

Bei den Munitionsresten in Nord- und Ostsee handelt es sich vor allem um Kriegsmaterial aus dem zweiten Weltkrieg, darunter Granaten, Fliegerbomben und Ankertau-Minen. Im Meer wird die Kriegsware von Salz zerfressen. Das ist nicht nur für Strandgutsammler ein Problem, sondern gilt auch als schwelende Umwelt-Katastrophe. Vor allem der Sprengstoff Trinitrotoluol, bekannt als TNT, steht im Verdacht Krebs zu erregen. Das Risiko betrifft Mensch und Tier. Wissenschaftler aus Hamburg untersuchten Kliesche (eine Plattfisch-Art) in stark belasteten Gewässern vor der Kieler Außenförde. Sie konnten belegen, dass jeder vierte Fisch in dem Gebiet an Lebergeschwüren erkrankt war.

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Sara Breitner