Geiselnehmer hält deutsches Dorf seit fast 24 Stunden in Atem
Mitten in Deutschland trotzt ein Geiselnehmer einem SEK-Großaufgebot, nachdem er sich unter Waffenandrohung seit Freitag in einem Haus verschanzt. In seiner Gewalt befand sich bis in die Nachtstunden ein Kind, das mittlerweile in Obhut des Jugendamtes ist. Doch der Nervenkrimi ist laut Polizei noch nicht zu Ende.
Seit beinahe 24 Stunden versucht die Polizei, eine Geiselnahme friedlich aufzulösen. Ein Mann hatte nach einem Sorgerechtsstreit und einem darauf folgenden Beschluss des Amtsgerichts, angeregt vom Jugendamt, am Freitag gegen 13.45 Uhr die Fassung verloren und sich mit mehreren Personen in einem Haus im Dorf Vieritz in Brandenburg verschanzt. Vieritz gehört zur Gemeinde Milower Land, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Brandenburg an der Havel. Der Geiselnehmer schoss auch auf Polizeibeamte. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Ein Spezialeinsatzkommando wurde gerufen.
Die Lage ließ sich über Nacht nicht auflösen, allerdings konnte die Kindsmutter mitsamt des Kindes das Haus gegen 1 Uhr verlassen. Ein Schuss fiel ungefähr zu dieser Zeit. Zusätzlich zum SEK rückte eine Verhandlungsgruppe an, wie die „Märkische Allgemeine“ berichtet. Rund 80 Polizeikräfte sind mit dem Einsatz beschäftigt. Bisher bestehe kein Kontakt zu dem Mann. Die Belagerung dauert weiter an.
„Es werden Maßnahmen ergriffen, um seiner habhaft zu werden“, sagte Polizeidirektor Christian Hylla zur Märkischen Allgemeinen. Die Anwohner in der näheren Umgebung wurden dazu aufgefordert, ihre Häuser nach Möglichkeit nicht zu verlassen. Dorf und Durchgangsstraßen wurden abgesperrt. Samstagvormittag kamen schließlich mehr und mehr Polizei-Kräfte nach Vieritz. Mannschaftswagen parken am Eingang des Ortes, die Polizisten tragen Schutzwesten.
Das Kind, das sich seit 1 Uhr nachts außerhalb der Gefahrenzone befindet, wurde in Obhut des Jugendamtes genommen. Am Samstag gegen 11 Uhr dann ein Fortschritt: Laut Polizeisprecherin Kerstin Schröder konnte eine Person festgenommen werden, eine weitere halte sich aber immer noch in dem Haus verschanzt. Die Polizei wollte keine Auskunft darüber geben, um wen es sich handelt.
Foto: Dirk Vorderstraße, CC BY 2.0 via Wikimedia Commons
