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Infektiologe kann Ausgangssperre nicht ausschließen

Auch in Deutschland könnten Ausgangssperren kommen, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und klärte auf, worauf es jetzt ankommt. Wie schlimm es werde und welche Maßnahmen nötig werden, entscheide sich in den nächsten 14 Tagen.

Gerd Fätkenheuer, der Leiter der Infektiologie des Uniklinikums Köln und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie äußerte sich zum angekündigten Lockdown. Der Experte für Infektionen findet die beschlossenen Maßnahmen „völlig richtig und notwendig“. Dieser Schritt sei notwendig, um die Zahl der Neuinfektionen wieder herunter zu regeln. Wenn dies nicht geschehe, sei es nur eine Frage der Zeit, bis die Kapazitäten der Krankenhäuser überlastet würden.

“In Frankfurt etwa, das höre ich von Kollegen, ist es schon so weit, dass die Kliniken voll ausgelastet sind”, sagte Fätkenheuer. Er hält nichts davon, nur auf die Zahlen der belegten Intensivbetten zu schauen. Wenn man sich darauf fixiere, sei es möglicherweise schon zu spät, um den medizinischen Notstand zu verhindern. Es brauche Zeit, bis Gegenmaßnahmen ihre Wirkung zeigten. Bis dahin würden die Zahlen weiter steigen.

Auch beim nun beschlossenen Lockdown werde die Wende erst in 10 bis 14 Tagen erkennbar sein, so Fätkenheuer gegenüber der „Rheinischen Post“. Dann erst wisse man, ob man nachlegen müsse. Auch Ausgangssperren seien dann denkbar. “Ich hoffe, wir können das vermeiden. Und ich bin optimistisch. Aber ganz ausschließen kann man eine solche Maßnahme nicht, wenn die Zahl der Neufälle nicht sinkt”, sagte der Kölner Chefarzt.

Am Freitag wurden mehr 18.000 neue Fälle binnen 24 Stunden registriert. Am Abend zuvor waren es noch 15.256. Diese Zahlen belegen, dass die Weiterverbreitung von Sars-CoV-2 längst exponentiell verläuft. Nach der Datenlage vom Freitag gibt es nur noch 83 Regionen in Deutschland, die gemäß Inzidenzwert nicht als Risikogebiet gelten. Bundesweit wurden mehr 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen gezählt. An der Spitze stehen Bremen mit einem Sieben-Tage-Inzident von 160,3, dicht gefolgt von Berlin (146,1), Hessen (145,8) und Nordrhein-Westfalen (140,0). Auch Bayern (114,1) und das Saarland (116,5) liegen bereits über dem bundesweiten Mittelwert.

Angela Merkel warnte in ihrer Regierungserklärung vor einem ungebremsten weiteren Anstieg der Infektionen. “Die Zahl der intensivmedizinisch behandelten Fälle hat sich in den letzten zehn Tagen verdoppelt”, so die Bundeskanzlerin. “Eine solche Dynamik wird unsere Intensivmedizin in wenigen Wochen überfordern.”

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Jerry Heiniken