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Irlands Wiedervereinigung rückt näher

Nach Jahrzehnten, in einer historisch gesehenen Perspektive sogar Jahrhunderten von Konflikt zwischen Briten und Iren sieht es jetzt so aus, also ob eine baldige irische Wiedervereinigung und damit verbundene Loslösung Nordirlands von Großbritannien bald Wirklichkeit werden kann. 

Zufolge der neuesten Umfrage von letzter Woche sind immer mehr Nordiren jetzt willig, für eine Wiedervereinigung mit dem selbstständigen Süden der Republik Irland zu stimmen. Besonders die Altersgruppe unter 45 Jahren würde mit absoluter Mehrheit dafür eingehen, dass man das Königreich von Großbritannien verlässt und sich der geografischen und historisch verbundenen Republik und EU-Mitgliedstaat anschließt. 

Seit Anfang des Monats hat Nord-Irland zum ersten Mal in der Geschichte eine Regierungschefin, die offen dafür eingeht, Nord-Irland mit der Republik Irland zu vereinigen. Michelle O’Neill gehört der katholischen Sinn-Fein-Partei an. Diese hat bereits durch eine Parteichefin angekündigt, noch vor 2030 ein nordirisches Referendum durchzuführen, in dem die vorläufig noch britischen Staatsangehörigen im Norden der Insel selbst entscheiden können, welcher Nation sie angehören wollen.   

Insbesondere wird Brexit für die zunehmende Befürwortung für eine irische Wiedervereinigung verantwortlich gemacht. Nord-Irland, wie auch Schottland, wählte in dem Referendum im Jahre 2019 überwiegend für eine weitere Mitgliedschaft in der Europäischen Union, wurde jedoch als Bestandteil des Vereinigten Königreichs von Großbritannien dennoch aus der EU herausgenommen. In den darauffolgenden Verhandlungen zwischen London und Brüssel fühlten sich viele Nordiren von der britischen Regierung übergangen.  

Der Konflikt zwischen den protestantischen Unionisten, die den bestehenden Bund Nordirlands mit Großbritannien befürworten und der katholischen IRA, die für eine Wiedervereinigung mit der Republik plädieren, war bis zu den Friedensverhandlungen im Jahre 1998 einer der blutigsten in neuerer europäischer Geschichte. Zwischen 1969 und 1998 verloren beinahe 4000 Menschen, darunter viele politisch unbeteiligte Zivilisten, ihr Leben durch Terroranschläge von beiden Seiten. Mit dem Karfreitagsabkommen 1998, das es den Nordiren erstmals ermöglichte, neben dem britischen Pass auch einen irischen Pass zu beantragen, trat ein vorläufiger Frieden ein. Viele befürchten nun, dass bei einer Wiedervereinigung von Nordirland mit der Republik alte Feindseligkeiten neu aufflammen könnten. 

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Alexander Grünstedt