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Mallorca gehen die Besucher aus

Für viele Deutsche ist Mallorca das Reiseziel schlechthin. Doch derzeit kommen immer weniger Touristen. Was läuft da falsch?

Derzeit gibt es auf Mallorca 30 Grad und Sonnenschein. Bestes Strand- und Badewetter. Aber viele Menschen auf der Insel haben derzeit große Sorgen. Hoteliers, Reiseveranstaltern, Restaurantbesitzern und Tourismusbehörden wird Angst und Bange beim Blick auf die derzeitigen Buchungszahlen für den Sommer. Die Touristen bleiben aus.

“Wir hatten für diese Saison zwar einen Rückgang erwartet, aber niemals den Einbruch, den wir zurzeit erleben”, sagte diese Woche ein Sprecher der Hoteliers der spanischen Insel. Besonders schmerzt, dass vor allem die Deutschen einen großen Bogen um ihre Lieblingsinsel machen. Selbst am „Ballermann“, der berühmten Partymeile, ist das zu spüren. Zwar sorgt der Sauftourismus an Wochenenden noch für volle Häuser, aber gerade die zahlungskräftige und „ruhigere“ Klinetel, die länger bleibt und viel Geld ausgibt, bleibt bisher der Insel fern. “Im Juni wird die Auslastung nur bei 50 bis 60 Prozent liegen”, sagt der Sprecher, was einem Minus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.

Schuld sind die Briten, die Türken und die Sonne

Schuld an der Misere ist der Brexit und vor allem ein Erstarken der Tourismusregionen im östlichen Mittelmeer. Die Lage ist derzeit so kritisch, dass sogar auf die Wettervorhersage in Deutschland geschaut wird. Sollte sich der Supersommer des letzten Jahres wiederholen, wäre das für viele auf der Insel fatal. Hitzemonate wirkten sich sehr negativ auf das Geschäft aus, wie die Vizechefin des Hoteliersverbandes FEHM sagte. Auch Rabatte bis zu 40 Prozent können den Trend nicht aufhalten, da die Türkei, Ägypten und auch Tunesien bessere Angebote hätten.

Mittlerweile ist von einem Preiskrieg auf Mallorca die Rede. Der Chef der Thomas-Cook-Gruppe, Frank Fankhauser, rief die Hoteliers Anfang des Monats zu noch stärkeren Preisnachlässen auf. Die bessere Qualität der Konkurrenz im östlichen Mittelmeer sei zu erheblich geringeren Preisen zu haben. Vor allem gelte es, die Touristen über die Qualität des Angebots zurückzugewinnen.

Qualitätsoffensive verdirbt den Spaß

Doch liegt genau da aber auch das Problem. Die Zimmer auf der Insel sind kleiner und unbequemer als die All-inclusive-Resorts in der Türkei. Und auch die vor drei Jahren ins Leben gerufene Bekämpfung der Auswüchse von Massen- und Sauftourismus stockt gewaltig.
Auf der anderen Seite fordert die Touristenabgaben „Ökotaxe“ nun ihren Tribut. Denn gerade weniger zahlungskräftigen Touristen ist der Mix aus Abgabe und strengeren Benimmregeln in Palma ein Dorn im Auge. Es gilt zum Beispiel ein Verbot von Alkohol in Schaufenstern und von Sonderangeboten wie „Happy Hour“ mit extremen Preisnachlässen. Auch dürfen rund um die Schinkenstraße keine Getränke auf der Straße verzehrt werden. Zuwiderhandlungen werden hoch bestraft.

Berichte über “afrikanische Mafias” häufen sich

Anderen, vor allem gut betuchten, Besuchern geht das „Aufräumen“ an der Playa aber nicht weit genug. Zwar setzt die Inselregierung auf „höherwertigen“ Tourismus, fördert den Bau von Luxusherbergen, aber die Betreiber dieser Häuser berichten von Beschwerden der Gäste hinsichtlich betrunkene und gewalttätige Touristen sowie über illegale Straßenhändler und Parkplatzverwalter. Sie fordern ein noch härteres Durchgreifen der Sicherheitsbehörden.

Auch häufen sich Berichte über “afrikanische Mafias” und “Frauenbanden”, die besonders nachts Dutzende Touristen am Ballermann ausgeraubt haben sollen. “Palma ist in den vergangenen Jahren unsicherer und schmutziger geworden”, klagt der konservative Inselpolitiker Mateo Isern. Die Polizei gehe zum Beispiel im Stadtgebiet viel zu lasch gegen Störenfriede vor. Es steht auch viel auf dem Spiel für die Balearen. Zuletzt trug der Tourismus 45 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. In den letzten zehn Jahren stieg der Zahl der Tourismusunternehmen in der Region auf mehr als 18.000 an. Nun fürchten viele, dass Mallorca sich buchstäblich zu Tode wächst.

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Author
Jerry Heiniken