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Munitionslager in der Alpen droht zu explodieren

In Mitholz spielte sich vor über 70 Jahren eine der größten Tragödien in der Schweiz ab. Neun Menschen starben, als damals ein Munitionslager in der schweizerischen Gemeinde explodierte. Bis heute ist die Gefahr längst noch nicht gebannt. Ein Gutachten belegt das akute Explosionsrisiko in der Anlage.

Ein Munitionslager aus den Zeiten des zweiten Weltkrieges droht in den Schweizer Alpen in die Luft zu fliegen. Zwar könne eine kleinere Explosion im Durchschnitt nur alle dreihundert Jahre vorkommen, aber das durch die Anlage entstehende Risiko sei für die umliegenden Gemeinden nicht akzeptabel, wie das Bundesamt für Umwelt mitteilte. Über die Ergebnisse einer Studie, an der auch Experten des deutschen Fraunhofer-Instituts für Kurzzeitdynamik teilgenommen haben, informierte das Amt die betroffenen Anwohner.

Das Munitionslager liegt gut 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Bern in der Gemeinde Mitholz, nahe der Skiregion Kandersteg. Im vergangenen Sommer war auch das Verteidigungsministerium in einer eigenen Analyse zu den gleichen Schlüssen gekommen. Derzeit wird geprüft, wie eine ausreichende Sicherung des Lagers erfolgen kann. Im Rahmen der Planungen für ein neues Rechenzentrum sind diese Untersuchungen in Auftrag gegeben worden. Inzwischen wird dieses Lager durch das Verteidigungsministerium via Video- und Wärmebildkameras sowie durch Sensoren, die unter anderem austretende Gase messen, überwacht. Auch wird derzeit der Einsatz eines Roboters oder eines ferngesteuerten Baggers geprüft. Damit soll die verschüttete Munition in Zukunft geborgen werden. In ein bis zwei Jahren könnte ein solcher Prototyp dann vorgestellt und getestet werden.

Schwere Explosion bereits im Jahre 1947

Von Seiten der Bewohner wird eine vollständige Räumung des Lagers gefordert. Schweizer Behörden hatte Anfang Dezember vergangenen Jahres wegen der Explosionsgefahr die Anwohner der Gemeinden dazu aufgefordert, sich Schutzkeller einzurichten. Diese Keller sollten so hergerichtet sein, dass sie sämtlichen Bewohnern mindestens einen Tag lang eine sichere Unterkunft bieten könnten. Das aus den 1940er Jahren stammende Munitionslager war bereits in der Vergangenheit von schweren Explosionen betroffen gewesen. 1947 kamen dabei neun Menschen ums Leben, zahlreiche Gebäude wurden durch umherfliegende Gesteinsbrocken teilweise komplett zerstört. Derzeit liegen in den eingestürzten Anlagenteilen und im Schuttkegel noch mindestens 3.500 Tonnen Munition sowie mehrere hundert Tonnen Sprengstoff.

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Jerry Heiniken