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Norbert Blüm ist tot

Sich selbst bezeichnete er als „Rummelboxer der Politik“, da er keinen verbalen Schlagabtausch scheute. Nun ist im Alter von 84 Jahren der CDU-Politiker Norbert Blüm nach schwerer Krankheit gestorben.

Dies teilte sein Sohn gegenüber der Deutschen Presse-Agentur mit. Von 1982 bis 1998 war er Arbeits- und Sozialminister. Seit vergangenem Jahr war Blüm nach einer Blutvergiftung an Armen und Beinen gelähmt. Öffentlich gemacht hatte er sein neues Leben im März in einem Beitrag der „Zeit“.

Blüm hatte als einziger die gesamten 16 Jahre von Bundeskanzler Helmut Kohl im Kabinett begleitet. Je nach politischem Standort galt er als “soziales Gewissen” oder “soziales Feigenblatt”. Die Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 galt als seine nachhaltigste Leistung. Aus dem Jahr 1986 bliebt seine Plakataktion zur Rente in Erinnerung. Vor einer Litfaßsäule ließ er sich im Kittel vor dem Spruch “Denn eins ist sicher – die Rente” fotografieren. Daraus wurde das bekannte Sprichwort: “Die Rente ist sicher”.

Als „Rummelboxer der Politik” bezeichnete er sich selbst. Selten ging der gelernte Werkzeugmacher einem politischen Schlagabtausch aus dem Weg. Später war er auch Mitglied im Rateteam des neuaufgelegten TV-Klassikers „Wer bin ich?“. Der CDU-Politiker schaute in dem „Zeit“-Beitrag auf sein Leben zurück und ordnete Dinge neu: “Im Horizont des Rollstuhls fällt der Rückblick anders aus als in der herkömmlichen Panoramasicht.”

Blüm verlor nie seinen Humor
Er beurteilte einzelne Ereignisse in seinem Leben anders als bislang geschehen – “und der Rollstuhl bildet die Wasserscheide”, so Blüm. “Der Standpunkt wechselt mit dem Standort.” Blüm befand sich seit März wieder bei seiner Familie. Diese war immer in turbulenten Zeiten sein Zufluchtsort gewesen. Und seinen privilegierten Status genoss er durchaus. “Ich lebe wie Gott in Frankreich.” Er werde 24 Stunden bedient und auch gefüttert. “Vor die Wahl gestellt, würde ich Defizite körperlicher Tüchtigkeit leichter ertragen als den Verlust von mentaler Selbstständigkeit.”

Der aus Rüsselsheim stammende Arbeitersohn hat Werkzeugmacher gelernt, bevor er das Abitur am Abendgymnasium nachholte. Dann studierte er Philosophie, Geschichte und Theologie. Im Jahre 1968 machte ihn sein politischer Ziehvater, der CDU-Sozialexperte Hans Katzer zum Hauptgeschäftsführer der CDU-Sozialausschüsse. Danach war er von 1977 an für 10 Jahre an der Spitze der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Nach der Politik war er weiterhin sozial engagiert und schrieb Bücher, war Talkshowgast und machte auch Kabarett. Seit 1964 war er mit seiner Frau Marita verheiraten und hatte mit ihr drei Kinder.

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Martin Beier