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Patientenschützer: zu hohen Erwartungen an Covid-Impfung

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn machen Hoffnung auf bald einkehrende Normalität durch die Corona-Impfung. Patientenschützer warnen jedoch: Es sei gefährlich, den Eindruck zu erwecken, „dass Impfungen vor dem Virus umfassend schützen.“

Schon in weniger als vier Wochen sollen die Ersten in Deutschland gegen Sars-CoV-2 geimpft werden. Damit steigt die Hoffnung auf Normalität. Schließlich betonen Politiker immer wieder: Wir müssten so lange durchhalten, bis eine Herdenimmunität durch Impfungen erreicht sei. Jetzt schaltet sich die Deutsche Stiftung Patientenschutz ein und mahnt, dass zu hohe Erwartungen an die Impfungen geweckt würden.

Es sei gefährlich, den Eindruck zu erwecken, „dass Impfungen vor dem Virus umfassend schützen“, warnte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. „Den Corona-Ironman wird es auch dann nicht geben.“

Die Impfung könne helfen, die Covid-19-Erkrankung zu mildern. “Ob ein Serum die Infektion verhindern kann, ist reine Spekulation”, behauptet Brysch. Ebenso wenig sei geklärt, ob geimpfte Virusträger andere Menschen infizieren können. Weiter betonte der Patientenschützer: „Auf Infektionsgrundschutz wird auch in Zukunft nicht zu verzichten sein“.

Auch mit Einführung der Impfung sei das Virus nicht weg, wird Brysch vom Redaktionsnetzwerk Deutschland zitiert. Die Impfbereitschaft mit einfachen Schlussfolgerungen zu steigern, sei eine „Schwarz-Weiß-Propaganda“, welche die Menschen „in die Fänge der Corona-Leugner“ treiben könne.

Darüber hinaus kritisierte Brysch das Umschwenken von Spahn und Merkel bezüglich der Impf-Priorisierung. Die Kanzlerin hatte in ihrer Regierungserklärung am Donnerstag verkündet, dass die Impfstoffe zunächst „den Menschen angeboten werden, die im medizinischen, pflegerischen Bereich arbeiten und sie als Erste Zugriff darauf haben.”

Dies widerspricht den Aussagen die zuvor auf Empfehlung mehrerer Expertengremien gemacht worden waren. Der Deutsche Ethikrat, die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina und die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts (RKI) hatten Anfang November empfohlen, zunächst Ältere und Vorerkrankte zu priorisieren. Als zweites sollten dann Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegewesen geimpft werden, danach wichtige Schlüsselpositionen bei Polizei, Feuerwehr und Schulwesen.

Brysch forderte die Politik nun offen dazu auf, sicher zu stellen, dass Pflegebedürftige, schwer und chronisch Kranke an erster Stelle stehen müssten, wenn es um die Verteilung des Impfstoffs geht. “Die Hochrisikogruppe darf ihren ersten Platz nicht verlieren”, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, “deshalb muss der Bundestag unverzüglich eine eindeutige Priorisierung für Personen und Berufe festlegen.”

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Sara Breitner