Kategorien: News

Politisch korrekter Fasching – Indianer-Kostüme in Kita verboten

Nicht alles ist in der Narrenzeit erlaubt. Im Rheinland ist zum Karneval eine Debatte über politisch korrekte Kostüme entbrannt. Dies ist mittlerweile auch nach Hamburg übergeschwappt. Indianer-Kostüme sind nun in einer Kita verboten worden.

Es ist kein Witz, sondern bitterer Ernst. Eine Faschings-Feier in einer Hamburger Kita hat am Montag ohne Kostüm-Klassiker stattgefunden. “Ich möchte Sie bitten, gemeinsam mit Ihren Kindern bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden“, wurde den Eltern vorab schriftlich mitgeteilt. Ergo: Bitte keine Vorurteile bedienen. Besonders Faktoren in Bezug auf Geschlecht, Hautfarbe und Kultur seien nicht erwünscht. Explizit wurde das Tragen von Scheich-Kleidung untersagt.

Fachartikel: Indianer gibt es nicht

“Wir achten im Kitaalltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung“, heißt es in dem Schreiben. So soll auch das Faschingsfest keine Ausnahme darstellen. Als Begründung wird ein Artikel aus “Kids Aktuell” benannt. Demnach gibt es den Begriff Indianer nicht. “Der Begriff wurde im Zuge der Kolonialisierung Nord- und Südamerikas der damaligen Bevölkerung aufgezwungen und steht somit in Zusammenhang mit der brutalen Vernichtung großer Teile dieser Personengruppe“, heißt es im Beitrag.

Damals wie heute würde „die so benannten Gruppen und Stämme eine Vielzahl unterschiedlicher Bräuche, Sprachen, Trachten und alltäglicher Handlungen“ kennzeichnen. „Sie mit einem Überbegriff zu benennen, ergibt so viel Sinn, wie sich als ,Europäer‘ zu verkleiden und ein Kostüm mit Dirndl, Holzschuhen und Baskenmütze auszudenken“, steht in dem Artikel, der vom Familienministerium herausgegeben wurde. Federschmuck und Gesichtsbemalung sei schlicht „respektlos“.

Mädchen als Piratinnen, Jungs als Mehrjungmänner – das ist toll

Ebenso wird kritisiert, dass sich Mädchen als Prinzessin und Jungs als Piraten verkleiden. Super wäre es nach Ansicht der Autoren des Artikels, wenn sich Mädchen als Piratinnen und Jungs mal als Meerjungmänner verkleiden würden – das dies nicht “geschlechterstereotyp” ist. Als “diskriminierungssensible Alternative” werden Fabelwesen, Tiere etc. empfohlen.

Aus diesen Gründen verzichtet bereits seit letztem Jahr eine andere Kita komplett auf Kostüme. Stattdessen sollen die Kinder weiße Shirts tragen, die dann in der Kita selbst bemalt werden können. Nicht allen Eltern gefallen diese restriktiven Vorgaben. Der Träger der Einrichtung erklärt dazu: “Einen sensiblen Umgang mit Stereotypen erwarten wir von allen unseren Kitas; wie sie das an Fasching einbeziehen, ist aber doch sehr unterschiedlich“, sagte die Elbkinder-Sprecherin Katrin Geyer. Es solle letztlich verhindert werden, dass Stereotype bedient werden, die auf Rasse und Zugehörigkeit zu einer Minderheiten Bezug nehmen. Auch solle Rücksicht auf Teile der Elternschaft genommen werden, die sich dadurch verletzt fühlen können.

Eltern finden diese Vorgaben auch gut

“Wenn man an früher durchaus übliche Verkleidungen als Afrikaner mit Baströckchen und Bananen als Kopfschmuck denkt, kann man die größere Vorsicht unserer Kitas sehr gut nachvollziehen“, so Geyer. Viele Eltern hätten sich für das sensible Verhalten bedankt.

Es dürfe zu Recht mehr Sensibilität vom Fasching eingefordert werden. Dies sagte der Kabarettist Fatih Cevikkollu, der in seinen Shows häufig das Thema Integration anspricht. Dennoch hält auch er das Indianerkostüm für vertretbar, jedoch auch als unkreativ. “Wenn jemand als Zahnpastatube geht – so etwas finde ich super“, sagt er.

Social
Author
Jerry Heiniken