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Rechtsradikaler Rentner auf “Bildungsurlaub” inhaftiert bei Taliban

Ein 84-jähriger Neonazi, der sich nach eigenen Aussagen auf einer Bildungsreise nach Afghanistan befand, wurde von dem militant islamistischen Taliban-Regime festgenommen und inhaftiert. Die Reise sollte eigentlich zeigen, dass das Land als sicher betrachtet werden kann und afghanische Flüchtlinge ohne Bedenken dorthin zurückgeschickt werden können. Stattdessen saß der rechtsradikale Opa seit Mai 2023 unter Spionagevorwürfen in afghanischer Haft und musste von der EU-Vertretung in Kabul mit medizinischen Hilfsmitteln, darunter ein Hörgerät, versorgt werden. 

Herbert F. war im Jahre 1967 unter den Gründungsmitgliedern der österreichischen neonazistischen Partei NPD, die 1988 verboten wurde. Seitdem wurde er immer wieder in rechtsextremen Kreisen auffällig.  Während des afghanischen Krieges gegen Russland in den 1980er hatte er Reisen nach Afghanistan vorgenommen und kehrte im Herbst 2022 in das kriegs­zer­rüt­tete Land zurück, um eine Reportage über „Ferien mit den Taliban“ für ein rechtsextremes Blatt zu schreiben. 

Bei einem zweiten Besuch im Mai 2023 wurde er nach der Einreise von Pakistan der Spionage beschuldigt und von den militanten Taliban verschleppt und inhaftiert. Österreich, wie auch der Rest von Europa, hat schon seit Jahren Reisewarnungen für Afghanistan herausgegeben. Mitglieder der rechtspopulistischen Partei FPÖ, zu deren Umfeld auch der Rentner gehört, hatten im September letzten Jahres für einen innenpolitischen Skandal gesorgt, nachdem sie sich mit dem Außenminister der international nicht anerkannten afghanischen Regierung der Taliban getroffen hatten. 

Nach neunmonatigen Verhandlungen konnte jetzt die österreichische Regierung durch Kanzler Karl Nehammer bekannt geben, dass man die Freilassung von Herbert F. erwirkt hatte. Dabei war ein enormer diplomatischer Aufwand notwendig, unter Beteiligung von Verhandlungspartnern des arabischen Emirats Katar, der EU und natürlich Österreich. 

Nach Angaben der österreichischen Tageszeitung “Der Standard” ist Herbert F. bereits aus Afghanistan abgereist und befindet sich im Augenblick in Doha in Katar, wo er von Diplomaten aus seinem Heimatland entgegengenommen wurde. Es ist nicht bekannt, ob die österreichische Regierung dazu verpflichtet wurde, Lösegeld für den Rentner zu bezahlen.

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Alexander Grünstedt