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Schufa will auf Bankkonten zugreifen

Offenbar will die Schufa Einblicke in die Kontoauszüge der Deutschen erhalten. Sämtliche Kontobewegungen sollen mithilfe eines neuen Service nachvollzogen werden können. Als eine zweite Chance für nicht-kreditwürdige Kunden bezeichnet es die Wirtschaftsauskunftei, Nachteile befürchten hingegen die Verbraucherschützer.

Künftig will die größte Wirtschaftsauskunftei in Deutschland, die Schufa, eine Bewertung der Verbraucherinnen und Verbraucher auf der Grundlage ihrer Kontoauszüge vornehmen. Seit Anfang November testet das Unternehmen nach Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ in Zusammenarbeit mit dem Mobilfunkkonzern Telefónica/O2 einen neuen Service. Dadurch gelangt sie an sehr sensible Daten der Kunden.

Das Angebot, welches den Namen „Check Now“ trägt, klingt zunächst einmal verlockend. Kunden, die normalerweise keinen O2-Vertrag aufgrund einer schlechten Bonität erhalten würden, können eine genaue Durchleuchtung ihres Kontos seitens der Schufa vornehmen lassen. Somit kann eine neue und eventuell bessere Bonitätsbewertung durch die Auskunftei vorgenommen werden. Damit besteht dann eventuell doch die Möglichkeit, einen Handyvertrag zu erhalten. Aber es gibt dabei durchaus einen Haken.

Für die Verwendung des „Check Now“ müssen die Nutzer einwilligen, dass die eigenen Kontoauszüge systematisch von der Schufa ausgewertet, zwölf Monate gespeichert und weiterverarbeitet werden dürfen. In den Berichten heißt es dazu, dass der Auskunftei damit in Millionen Kontobewegungen ein detailgetreuer Einblick ermöglicht wird. Somit kann genau erkannt werden, welche Gehälter ein Kunde erhält, welche Versicherungen abgeschlossen sind, was der Einkauf kostet und was ein Unterhalt für die Kinder kostet. Am Ende kann dies zu einem Super-Score führen.

Kunden machen sich “wirklich nackig”

Alarmiert sind die Datenschützer. Dass ein Laie die „tatsächliche Reichweite dieser Einwilligung überschauen“ kann, hält der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar für unmöglich. Mit solch einer Erlaubnis macht machen sich die Kunden „wirklich nackig“, sagte Schaar gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Es steht zu befürchten, dass zum Nachteil der Verbraucher umfassende Persönlichkeitsprofile entstehen. “Wenn jemand sich an irgendwelchen Online-Wetten beteiligt, dann wird sich das sicherlich nicht positiv auf die Bonität auswirken.” Weiter fürchtet Schaar, dass dann der Kunde mit Sicherheit nicht nur keinen Handyvertrag bekommt. Auch Versicherungsverträge oder Kredite könnten dadurch nicht abgeschlossen werden.

In der derzeitigen Testphase speichert die Schufa nach eigenen Angaben keine Daten, aber wie es genau in Zukunft bei „Check Now“ aussehe, darüber kann man von Seiten der Auskunftei aktuell noch keine Auskunft geben. Wie es aus dem Unternehmen weiter heißt, kenne man weder das Einkommen noch das Vermögen der Menschen. Doch ändert sich dies mit der Umsetzung der neuen Pläne. In Bayern prüfen die zuständigen Landesdatenschützer den Fall derzeit noch.

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Author
Sara Breitner