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Seehofer will nicht mehr „Watschnbaum“ sein, Rücktritt angedeutet

Tritt Horst Seehofer doch zurück? Im Bayerischen Fernsehen erklärte er “Noch mal mache ich einen Watschnbaum nicht” und sprach erstmals von der Option, sein Amt als Parteivorsitzender aufzugeben.

Bisher hatte Horst Seehofer Rücktrittsforderungen eisern von sich gewiesen. Ganz anders klangen seine Töne im heutigen „Sonntags-Stammtisch“ des Bayerischen Rundfunks. Seehofer habe es satt, die Alleinverantwortung für das schlechte Wahlergebnis in Bayern zu tragen und machte deutlich: „Noch mal mache ich einen Watschnbaum nicht. Man kann mich kritisieren, aber das zu reduzieren auf den Horst Seehofer, und der ist für alles verantwortlich, das werde ich persönlich nicht mitmachen“

Sein Gesprächpartner blieb im Watschnbaum-Bild und hakte nach: „Was machen Sie dann, wenn trotzdem Parteifreunde die Watschn aupacken?“ Daraufhin machte Seehofer deutlich: „Eher stelle ich mein Amt als Parteivorsitzender zur Verfügung – ich glaube, klarer kann man sich nicht ausdrücken.“

„Oberflächliche Wahlanalyse“
Seehofer beklagt die innerparteiliche Wahlanalyse, nicht nur jetzt, sondern schon zur vergangenen Bundestagswahl: “Obwohl ich gar nicht zur Wahl stand, in keiner Wahlsendung war, auf keinem Wahlplakat, war ich schon nach der Bundestagswahl der Hauptverursacher. Jetzt wieder.” sagte er im Bayerischen Rundfunk “Was mich ärgert, ist die oberflächliche Wahlanalyse, die viele anstellen”.

In seinem Ärger stellt er sogar Vergleiche zur SPD auf. Auch deren Parteivorsitzende Andrea Nahles werde jetzt für das niederschmetternde Wahlergebnis in Bayern verantwortlich gemacht. Seehofer sagte: „Kann sie überhaupt nix dafür. Sie wird aber trotzdem jetzt zur Hauptverantwortlichen gemacht. Verstehe ich überhaupt nicht“ Als Parteivorsitzender sei man verantwortlich für das, was geschehe, „finanziell, strukturell, personell“. Der Verantwortung möchte er sich auch stllen. Dennoch: „dass alles andere ausgeblendet wird und der Horst Seehofer is das Alleinige“ das werde mit ihm nicht (mehr) stattfinden.

Schlechtestes Wahlergebnis seit 1950
Hintergrund ist das schlechte Wahlergebnis der CSU in Bayern. Mit 37,2 Prozent hat die CSU am vergangenen Sonntag ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 zu verzeichnen. Zwei CSU-Kreisverbände forderten bereits offen den Rücktritt Seehofers. Der größte Bezirksverband Oberbayern fordert noch dieses Jahr einen Sonderparteitag. Man wirft dem Parteichef vor, seine Aussagen als Bundesminister, hätten der CSU im Wahlkampf geschadet. Diese Kritik war bereits Anfang Oktober aus dem Umfeld des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder verlautbar geworden. Bisher wehrte Seehofer die Möglichkeit einer Personalentscheidung ab. „Ich führe jetzt keine Personaldiskussion. Nicht jeder hält sich dran, das wird sich auch in den nächsten Wochen nicht ändern. Aber ich werde das eisern durchhalten und nichts sagen.“

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Stephan Heiermann