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US-Gericht: Glyphosat im Krebsverdacht, Millionenstrafe gegen Bayer-Tochter Monsanto

Hausmeister Dewayne Johnson wird bald an Krebs sterben. Er verklagte die Bayer-Tochter Monsanto und ein US-Gericht gab ihm recht. Johnson selbst wird nicht mehr viel davon haben, er liegt im Sterben. Das Urteil könnte wie eine Bombe einschlagen. Denn Monsanto sieht sich einer Flut von Klagen entgegen.

Hausmeister Dewayne Johnson kümmerte sich jahrelang um die Gärten von Schulen in den USA. Er nutzte dabei, wie viele andere Gärtner, den Unkrautvernichter Roundup – dessen Hauptbestandteil ist Glyphosat. 2014 ist Johnson unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Vielleicht hätte der Roundup-Konzern es aussitzen können. Aber Johnson wird bald sterben, deswegen erlaubte ihm das Recht in Kalifornien einen Eilprozess. Das Geschworenen-Gericht in den USA befindet schließlich, die glyphosathaltigen Unkrautvernichter hätten „wesentlich“ zur Krebserkrankung des Hausmeisters beigetragen.

Weil die Bayer-Tochter Monsanto ihren Kunden nicht vor dem Krebsrisiko gewarnt hat, muss der Konzern nun 285 Millionen Dollar (ca. 250 Mio €) Schmerzensgeld zahlen. Das Versäumnis bezeichnen die Geschworenen als „Heimtücke“. Monsanto ließ verkünden, man habe „Mitgefühl mit Herrn Johnson und seine Familie”, jedoch würden 800 wissenschaftliche Studien und Bewertungen – einschließlich derjenigen der US-Umweltbehörde EPA, der Nationalen Gesundheitsinstitute und anderer Behörden belegen, dass Glyphosat nicht krebserregend sei.

Die Richter sahen das anders und damit rollt ein Skandal auf Monsanto zu. Erst im Juli hatte ein weiterer US-Richter entschieden, ein Sammelverfahren gegen den Konzern anzusetzen. Er bündelt damit die Klagen von Hunderten Landwirten, Gärtnern und Verbrauchern. In den USA steht Monsanto insgesamt mehr als 5000 Klägern gegenüber.

Die Frage, ob Glyphosat Krebs verursacht, ist nicht einfach zu beantworten. Die von Monsanto aufgeführten Studien und Behörden stehen teilweise in der Kritik, weil sie immer wieder mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten, die zuvor selbst in der Chemie- oder Lebensmittelindustrie angestellt waren, so berichtete der SPIEGEL 2017. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte den Unkrautvernichter 2015 als „wahrscheinlich krebserregend” für Menschen ein.

In der Europäischen Union wurde das Thema im vergangen Herbst heiß diskutiert. Am Ende stimmten die Mitgliedsstaaten dafür, die Zulassung von Glyphosat in der EU um fünf Jahre zu verlängern. Der damalige deutsche Agrarminister Christian Schmidt stimmte im Alleingang für die Vergabe. Der Fall löste Empörung aus, weil der CSU-Minister die Entscheidung nicht mit der Bundesregierung abgestimmt hatte. Zu dem Zeitpunkt befand sich Bayer mitten im Übernahmeprozess des US-Konzerns Monsanto.

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Sara Breitner