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WHO geht mysteriöser Kinderkrankheit nach

Infolge einer Corona-Infektion leiden mittlerweile immer mehr Kinder an einer seltenen entzündlichen Erkrankung. Ein neunjähriger ist nun in Marseille daran gestorben. Da Ärzte vor einem Rätsel stehen, will nun die WHO herausfinden, in welchem Zusammenhang die mysteriöse Kinderkrankheit zu Covid-19 steht.

Einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und einer immer häufiger auftretenden seltenen entzündlichen Erkrankung bei Kindern will die WHO nun untersuchen. Der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte, es gebe erste Berichte über eine Verbindung der Kinderkrankheit zum Coronavirus. Weltweit forderte er daher Mediziner dazu auf, mit den nationalen Gesundheitsbehörden und der WHO zusammenzuarbeiten, um ein besseres Verständnis für das Syndrom zu bekommen.

Erstmals im April hatten Ärzte aus Großbritannien über das multi-entzündliche Syndrom bei Kindern (MIS-C) berichtet. Es weise unter anderem Ähnlichkeiten mit dem seltenen Kawasaki-Syndrom auf. In New York wurde es mittlerweile an mehr als hundert Kindern nachgewiesen, drei sind daran gestorben.

Ein Krankenhaus in Marseille meldete am Freitag nun den ersten Todesfall durch das Syndrom in Frankreich. Der zuständige Arzt Fabrice Michel sagte, ein Neunjähriger sei infolge “neurologischer Schäden im Zusammenhang mit einem Herzstillstand” gestorben. Allein aus Frankreich wurden seit März 135 Fälle mit diesem Syndrom gemeldet. Dabei lag das Alter der Patienten zwischen 1 und 14 Jahren. Es sei daher von höchster Wichtigkeit, dieses Syndrom genau zu beschreiben, zu ergründen, was der Auslöser dieser Krankheit ist und Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, so der WHO-Chef Ghebreyesus.

Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte Krankenhäuser dazu aufgefordert, Syndrome von MIS-C bei Minderjährigen zu melden. Auch sollten Ärzte eine MIS-C-Erkrankung in Erwägung ziehen, wenn Kinder nachweislich am neuartigen Coronavirus erkrankt waren und gestorben sind. Dass dieses Syndrom lediglich bei Kindern auftritt, ist aber bislang noch nicht gesichert.

“Verspätete und übersteigerte Immunabwehrreaktion”

Fieber, Entzündungen an verschiedenen Organen sowie eine Corona-Infektion sind die bislang bekannten Symptome von MIS-C. Bislang verglichen Ärzte dieses Krankheitsbild mit dem Kawasaki-Syndrom. Dabei werden Entzündungen in den Blutgefäßen hervorgerufen, die zu extrem schmerzhaften Schwellungen im gesamten Körper führen.

Rund die Hälfte aller jungen Patienten mit MIS-C-Symptomen hätten nach Angaben des Kinderarztes Sunil Sood von der New Yorker Cohen-Kinderklinik mit Herzmuskelentzündungen auf die Intensivstation gebracht werden müssen. Andere Kinder hingegen entwickelten nur milde Symptome. Das Syndrom sei in den meisten Fällen circa vier bis sechs Wochen nach einer Coronavirus-Infektion aufgetreten. Die Kinder hatten zu diesem Zeitpunkt schon Antikörper gegen Sars-CoV-2 entwickelt. Von einer “verspäteten und übersteigerten Immunabwehrreaktion” des Körpers sprach dann auch der Kinderarzt Sood.

Aufgetreten sind diese mysteriösen Fälle nur in Nordamerika und Europa. In Asien sind keine MIS-C-Fälle vermeldet worden. Sood sagte, dass einige Mediziner die These vertreten, dass gewisse Teile der Bevölkerung anfälliger für das Syndrom sind als andere. Belegt ist diese Aussage aber noch nicht.

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Alexander Grünstedt