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Während die Kriegsbedrohung aus Russland zunehmend reeller wird, müssen sich sowohl Politiker als auch leitende Kräfte in der Bundeswehr mit den wirklichen Zuständen der militärischen Verteidigung hierzulande auseinandersetzen. Deutschland beheimatet zwar eine weltweit sehr respektierte Rüstungsindustrie, aber wenn es darum geht, diese Waffen auch zu nutzen, finden sich einfach nicht genug Soldaten. 

In diesem Zusammenhang diskutieren und evaluieren mehrere Politiker von allen Seiten des Spektrums, darunter auch der augenblickliche Verteidigungsminister Boris Pistorius, eine Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dies kann sich aber immer noch als zu wenig und zu spät erweisen. Im Augenblick hat die Bundeswehr lediglich 200.000 aktive Soldaten zur Verfügung. Im Falle eines Krieges werden aber mindestens 800.000 benötigt. Deshalb hat der Chef des Reservisten-Verbandes Patrick Sensburg jetzt einen äußerst umstrittenen Vorschlag gemacht. 

Demzufolge sollen bald alle Reservisten nicht nur offiziell systematisch erfasst, sondern auch auf ihren augenblicklichen Gesundheitszustand und damit Einsatztauglichkeit geprüft werden. Mit Reservisten sind alle gemeint, die jemals entweder als Soldat oder Wehrpflichtiger in der Bundeswehr tätig waren. Der Reservisten-Verband geht davon aus, dass sich im Augenblick etwa 900.000 Reservisten unter dem Alter von 65 Jahren in Deutschland befinden. Ausgeschlossen sind allerdings ehemalige Soldaten der DDR-Volksarmee, die nie in der Bundeswehr gedient haben. 

Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Sensburg verteidigte seine die vorgeschlagene Maßnahme mit den Worten: “Im Verteidigungsfall brauchen wir die Reservisten für die Sicherung des eigenen Landes und der Infrastruktur, für die logistische Unterstützung der Partnernationen in Deutschland und nicht zuletzt für den Feldersatz der kämpfenden Truppe an der Front.”

Sobald die geeigneten Reservisten identifiziert sind, sollen sie für den Heimatschutz sowie die Landes- und Bündnisverteidigung vorbereitet werden und auch regelmäßig trainieren. Verteidigungsminister Pistorius sieht sich in der Zwischenzeit die Wehrpflichtmodelle der skandinavischen Länder an, die Frauen in gleicher Linie wie Männer zur Wehrpflicht einberufen, weil deren Einsatz eher abhängig von Kompetenzen und weniger auf Basis von Geschlecht gemacht wird.